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Meisterwerke auf Anfrage

Diedrich Petersen kopiert Michelangelo, Botticelli und Renoir

Von Ruth Matthes (Text)
und Oliver Schwabe (Foto)
Herford (HK). Wer sich einen Original-Renoir nicht leisten kann, dem bietet der Herforder Künstler Diedrich Petersen eine günstigere Alternative. Er kopiert auf Wunsch Meisterwerke der Kunstgeschichte. Doch auch ganze Räume, Fassaden und Schaufenster hat er bereits mit Werken von Michelangelo, Botticelli und Co. verschönert.

»Seit ich vor vier Jahren nach Eickum gezogen bin, habe ich mich ganz der freien Malerei gewidmet, doch nun möchte ich wieder unter die Leute und als Auftragsmaler arbeiten«, erzählt der 55-Jährige. Kopien von Meisterwerken, ob als Tafelbild oder als zehn mal zehn Meter großes Wandgemälde, sind für ihn kein Neuland. Nach der Ausbildung zum Illustrator an der Fachhochschule Düsseldorf arbeitete er für Werbeagenturen und einen Verlag. Anfang der 80-er Jahre wurde er für anderthalb Jahre Mitglied einer Düsseldorfer Wandmalgruppe und widmete sich danach als »Solist« der Wandmalerei.
»Ich habe unter anderem den zentralen Raum eines Freizeitzentrums in Oer-Erkenschwick im Renaissance-Stil ausgemalt«, berichtet er. Im Mittelpunkt stand eine Kopie der berühmten »Geburt des Adam« von Michelangelo.
Wenn er derartig große Flächen bemalt, stellt Petersen zunächst eine Entwurf her. »Über ein Rasterverfahren vergrößere ich die Vorlage und übertrage das Netz dann auf die Wand. Die einzelnen Quadrate gestalte ich, nach einer Vorzeichnung mit weichem Bleistift, mit Wandfarbe aus.«
Am beliebtesten war bei seinen Auftraggebern bisher Botticellis »Die Geburt der Venus« und die »Frau mit Sonnenschirm« von Monet. Auch Renoirs »In der Loge« und »Das Frühstück der Ruderer« hat Petersen kopiert. Hinzu kommen Reproduktionen von Meisterwerken Dalís, Pissarros und Raffaels. Außerdem hat er Blickfänge für Fassaden, unter anderem für die Fachhochschule Niederrhein gestaltet. Auch bei der Auftragsmalerei bleibe Raum für Kreativität: »In einer Rockkneipe habe ich zum Beispiel eine Wand mit einer Barszene bemalt. An der Bar tummelten sich die Stones.«
Zurzeit arbeitet er an dem Gemälde eines unbekannten niederländischen Meisters. »Allerdings muss ich einiges ergänzen, da die Fotos, nach denen ich arbeite, das Original nicht vollständig wiedergeben«, erläutert er.
Am liebsten ist ihm persönlich die Malerei des 18. und 19. Jahrhunderts. Die Moderne hat es dem gegenständlichen Maler, dessen Landschaften und Stadtszenen 2004 im »KunstWerk« zu sehen waren, weniger angetan. Doch er muss gestehen: »Zu kopieren ist ein Kandinsky viel leichter als ein alter Meister.«

Artikel vom 19.01.2005