19.01.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Schwunghaft
mit Drogen
gehandelt

150 Arbeitsstunden

Enger (cl). Im vergangenen Sommer ist der inzwischen 25-jährige Mecklenburger Werner M. (Name geändert) mindestens achtmal nach Hannover gefahren, um Haschisch zwischen 25 und 100 Gramm zu kaufen. Wenn er Stoff hatte, »waren plötzlich 20 Leute da, um bei mir zu kaufen.« In seiner unbekümmerten Direktheit erzählte er auch dem Gericht: »75 bis 85 Prozent habe ich mit leichtem Aufschlag verkauft.«

Im Juli flog der schwunghafte Handel auf, aber noch heute tauchen Interessenten vor seiner Wohnung auf, die hoffen, Drogen erwerben zu können. Doch der Angeklagte hat seinen eigenen Konsum langsam heruntergeschraubt und ist nach eigenen Angaben seit einigen Wochen clean. Als Auslieferungsfahrer hatte er einen anstrengenden und verantwortungsvollen Job, die Firma möchte ihn behalten, wenn der Zeitarbeitsvertrag ausläuft, er hat aber auch ein zweites Stellenangebot.
Vor Gericht hatten der Angeklagte und sein Verteidiger Jochen Meyer zu Bexten ausgesprochenes Glück: In der Verhandlung zuvor war so dreist gelogen worden, dass der Vorsitzende Richter Bernd Kahre, die Schöffen und Staatsanwalt Ralf Richter ausgesprochen dankbar waren, zur Abwechslung mal wieder einen geständigen Angeklagten vor sich zu haben.
Der gelernte Polsterer arbeitet fleißig, bezahlt regelmäßig Unterhalt für sein vierjähriges Kind, das bei einer Pflegemutter lebt, und ohne sein ausführliches Geständnis hätte man nur über einen Bruchteil der Anklagepunkte verhandeln können.
Das Richtertrio verurteilte Werner M. auf Antrag des Staatsanwaltes zu eineinhalb Jahren Freiheitsstrafe mit Bewährung. Allerdings wurden statt der geforderten 2000 Euro Geldbuße 150 Arbeitsstunden als Auflage festgesetzt, was der Angeklagte auch sofort akzeptierte: »Die mache ich dann sonntags ab.«

Artikel vom 19.01.2005