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»Die Zeche
zahlen alle«

Marburg und die Querspange

Rheda-Wiedenbrück (WB). Die Diskussion um die Verbindungs-Strasse (Querspange) zwischen dem geplanten Autobahn-Anschluss Marburg und der Bundesstraße 61 - für die Bündisgrünen ist es ein »aus Sachzwängen gewachsener Konflikt, der als Nebenkriegsschauplatz herhalten muss, um offenbar den Industriestandort Marburg und den Autobahnanschluss zu zementieren.«
Klare Worte, die Fraktionsmitglied Hermann Heller-Jordan in einer Stellungnahme findet. Und in der heißt es unter anderem:
»Der Spaltpilz „Querspange“ kommt sicherlich denen recht, die von den wesentlichen Fragen des Millionengrabes Marburg ablenken wollen. Angeführt von Verwaltung und der CDU, ist dies ein weiterer Fehltritt zum Ausverkauf unserer stadtnahen Landschaft. Dieser Spiegelfechterei treten wir entschieden entgegen. Noch ist die Endgültigkeit dieses Projekts nicht gegeben. Hier sollte sich keiner etwas vormachen.
Da steht auf der einen Seite das Ende der Produktion in vielen ortsansässigen Betrieben. Und auf der anderen Seite wird die arbeitsmarktpolitische Entwicklungschance, das innovative Vorhaben Marburg mit wegweisendem Charakter gelobpreist. Dieser Park so die Macher, schaffe einen neuen Aufbruch mit einmaliger wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit.« Hier, so Heller-Jordan, gehe es auch nicht um Fluch oder Segen für unsere Region. Her gehe es darum, dass man die wirtschaftliche und gesamtgesellschaftliche Realität unserer Republik nicht aus den Augen verlieren dürfe. Die sehe heute nämlich so aus, dass Rentabilität von Firmen sich durch Arbeitsplatzabbau vollziehe. Schlagworte des industriellen Strukturwandels seien dabei Rationalisierung, Betriebsverlagerungen, Gesundschrumpfung, Kapitalertrag oder auch Managementfehler.
Der Bündnisgrüne weiter: »Wir brauchen aber keine Hochregallager und Logistikzentren mit großem Flächen-, aber geringem Arbeitsplatzbedarf. Noch brauchen wir Arbeitsplätze, die schneller wegrationalisiert werden als die Schilder, die an den Einfahrten der Hin & und Weg-Unternehmen ausgetauscht werden. Was wir brauchen sind haushälterische Bodenpolitik, ökologisch orientiertes Flächenmanagement, und umweltverträgliche Verkehrsgestaltung.
Das gewaltige Marburgareal und der Ausbau an verkehrlicher Infrastruktur, insbesondere die „Querspange“, entwickeln sich zu einer ökonomischen Katastrophe. Die Marktpreise liegen im Keller, Flächenangebote in der Nachbarschaft sind im Vergleich konkurrenzlos, der Kostendruck wird subventionierte Preise diktieren und am Ende steht ein riesiges Einnahmedefizit. Und diese Zeche zahlen wir alle.«

Artikel vom 18.01.2005