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Agentur Oppenwehe wird geschlossen

Post AG argumentiert mit Unwirtschaftlichkeit -ÊWeitere Stemweder Filialen sind gefährdet

Von Felix Quebbemann
(Text und Foto)
Oppenwehe (WB). Die Postagentur in Oppenwehe wird Ende Mai ihre Pforten schließen und fällt ersatzlos aus dem Agenturnetz der Deutschen Post AG heraus. Diese Nachricht teilte gestern die Gemeindeverwaltung mit. Nach Levern hat die Schließungswelle der Post nun also auch die Einrichtung in Oppenwehe erreicht.

Auf telefonische Anfrage der Gemeinde Stemwede habe der Regionalbeauftragte der Deutschen Post AG (DP) mitgeteilt, dass nach dem Auslaufen des Vertrages Ende Mai die Agentur ersatzlos aufgegeben werde.
In der Mitteilung der Gemeinde heißt es weiter: »Als Ersatz für die Postagentur vor Ort bietet die DP ihren mobilen Postdienst an, das heißt eine Abwicklung ausgewählter Postdienstleistungen auf Abruf durch den (die) jeweiligen(n) Postzusteller(in). . . «
Aus Sicht der Gemeinde sei der mobile Postdienst jedoch kein gleichwertiger Ersatz für die Postagenturen, teilte Bürgermeister Ekkehardt Stauss mit. »Insbesondere Handwerksbetriebe und Unternehmen werden unter den Einschränkungen und den längeren Wegen zur nächstgelegenen Postagentur zu leiden haben.« Die Post argumentiere wie auch schon bei der Agentur in Levern mit dem Faktor der Unwirtschaftlichkeit.
Es sei damit zu rechnen, dass sich diese Schließungswelle bei Agenturen auf dem Land, die gering frequentiert seien, fortsetzen werde. »Nach der Postuniversaldienstleistungsverordnung steht der Gemeinde Stemwede nur noch eine Agentur zu«, erklärte der Bürgermeister. Zurzeit besitze die Gemeinde jedoch neben Oppenwehe noch drei weitere Filialen -Êin Dielingen, Wehdem und Haldem. Dies werde sich wahrscheinlich in Zukunft ändern.
»Da die von der Gemeinde angerufene Regulierungsbehörde angesichts der derzeitigen Rechtslage keinen Anlass zur Beanstandung sieht, richtet sich unsere Hoffnung auf gesetzgeberische Bemühungen. Auf Anstoß durch die Gemeinde und mit Unterstützung durch den Bundestagsabgeordneten Lothar Ibrügger haben Bärbel Höhn, NRW-Verbraucherschutzministerin, und Michael Vesper, Minister für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport in NRW, bereits eine entsprechende Initiative in Gang gesetzt«, erläuterte Stauss weiter. Dies sei schon geschehen, als es um die Zukunft der Leverner Filiale ging. Stauss hofft, dass die Politiker eine Gesetzesinitiative auf den Weg bringen, die die ausreichende Versorgung mit Agenturen auf dem Land garantiert. »Das ist zurzeit die einzige Hoffnung, die wir haben.« Ansonsten könne man im Moment nichts machen.
Weitere Initiativen hätten vor dem Hintergrund des Leverner Beispiels wenig Aussicht auf Erfolg. »Die Post entscheidet ganz rigoros nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten«, so der Bürgermeister. Dies führe zu einer Benachteiligung des ländlichen Raumes, »der langsam ausblutet«.
Renate Weber, die seit 20 Jahren die Postagentur in Oppenwehe leitet, erklärte gegenüber der STEMWEDER ZEITUNG, dass die Post vor zweieinhalb Jahren offiziell die Konditionen zur Betreibung von Agenturen geändert habe. Demnach sei der Lohn um 30 Prozent gekürzt worden -Êbei gleichen Haftungskonditionen. »Ich habe der Post daraufhin mitgeteilt, dass ich die Postagentur zu diesen Bedingungen nicht mehr betreiben kann.« Daraufhin sei ohne ein Kommentar seitens der Deutschen Post AG die Kündigung gekommen, die nun im Mai in Kraft tritt.
Fassungslos und verärgert nahm Karlheinz Meier, Vorsitzender des Gewerbevereins Oppenwehe, die Nachricht auf. »Die Post hat auf der einen Seite drei Milliarden Euro Gewinn gemacht.« Dies ginge auf der anderen Seite jedoch nur auf Kosten des kleinen Mannes. »Der Gewerbeverein wird sich nun zusammensetzen und überlegen, was man tun kann«, so Meier weiter. Hoffnung auf eine Meinungsänderung seitens der Post hegt der Gewerbevereinsvorsitzende mit Blick auf das Beispiel Levern jedoch nicht. »Das ist wohl aussichtslos.«
Die Schließung der Postagentur in Oppenwehe betreffe unter anderem auch das Vereinswesen, erklärte der Sprecher der Oppenweher Vereinsgemeinschaft, Karl-Heinz Bollmeier, gegenüber dieser Zeitung. Zudem sei dies natürlich auch wenig vorteilhaft für die Unternehmen vor Ort.

Artikel vom 19.01.2005