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Wie Traum vom
Frieden zerplatzt

Die »Martin Luther King-Story«

Herford (HK). Schüsse fielen am Anfang und am Ende, doch in den beiden Stunden, die zwischen diesen Gewaltausbrüchen lagen, spielte sich auf der Stadttheater-Bühne das Leben eines Mannes ab, der sich anschickte, unter Gewaltverzicht und nur mit der Liebe und dem Frieden ausgerüstet, eine Weltmacht zu verändern. Ein Mann, der gegen Rassismus und Unterdrückung kämpfte, der heute gleichberechtigt neben Mahatma Ghandi genannt wird, und den seine Gegner nur noch mit Gewalt aufhalten konnten.

Der aber auch seine Fehler hatte und seiner Rolle als moralisches Vorbild einer großer Bewegung nicht immer gerecht wurde.
Die Theatergastspiele Kempf zeigten vor ausverkauftem Haus die Geschichte des Bürgerrechtlers Martin Luther King, der bis zur Ermordung im April 1968 gegen Diskriminierung und Rassenhass kämpfte. »I have a Dream - die Martin Luther King Story« von Gerold Theobalt ließ Episoden aus Kings Leben Revue passieren und machte mit Menschen aus seiner Umgebung bekannt.
Lieder und Showeinlagen vermittelten das Lebensgefühl der Afroamerikaner. Ebenso war die Bedrohung zu spüren, die King Zeit seines Lebens verfolgte. Humorvolle Szenen - King stellt seinen Eltern seine Braut vor -Ê standen im Gegensatz zu den Auftritten seiner Feinde. Ein dunkler Moment war der Aufmarsch des Ku Klux-Klans in weißen Roben und Kapuzen mit einem brennenden Kreuz. Politisches Kalkül dagegen dominierte in der Szene, die John F. Und Robert Kennedy zeigt, als sie das Potential der schwarzen Wählerstimmen entdecken.
Die Rolle des Martin Luther King übernahm Ron Williams, bekannt durch seine Auftritte als Schauspieler und Entertainer. Er zeigte King als einen Menschen mit Höhen und Tiefen, einen Kämpfer für Gerechtigkeit, der an der Gewaltlosigkeit um jeden Preis festhält, der aber auch von Zweifeln und sogar von Todesahnungen verfolgt wird. Als seine Mutter Bunch King brillierte die Opernsängerin Felicia Weathers, an diesem Abend unbestritten die größte Stimme auf der Bühne.
Bärbeißig, aber mit dem Herzen auf dem rechten Fleck kam Daddy King daher. Theodor Michael spielt den Baptisten Pfarrer Michael Luther King, den das Schicksal seiner Familie schließlich zu zerreißen drohte: Neben Martin verliert er auch seinen zweiten Sohn Alfred und seine Frau Bunch durch Mord. Als Coretta King verkörperte Bibiana Malay eine Frau, die mit ihrer Aufgabe als Ehefrau und Mutter nicht mehr zufrieden ist und die eine größere Rolle neben ihrem Ehemann Martin spielen möchte. Doch gleichzeitig plagten sie Sorgen und Ängste und auch die Eifersucht war ihr nicht fremd.
Das Publikum bedankte sich mit großem Applaus für eine gelungenen Inszenierung. Stefan Wolff

Artikel vom 18.01.2005