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»Polizei ist lernende Organisation«

WESTFALEN-BLATT-Interview mit dem neuen Polizeidirektor Karsten Fehring

Kreis Gütersloh (rec). Seit gestern ist Karsten Fehring (48) der ranghöchste Polizist im Kreis Gütersloh. Er tritt die Nachfolge von Andreas Krummrey als Leiter der Abteilung Gefahrenabwehr/Strafverfolgung an. Landrat Sven-Georg Adenauer freute sich vor der Presse, dass die Bezirksregierung damit seinen Wunschkandidaten in das Amt berief. Gegenüber dem WESTFALEN-BLATT schildert Fehring, wie er sich die neue Aufgabe vorstellt.

Landrat Adenauer bezeichnet Sie als Ihren Wunschkandidaten. Liegt das am richtigen Parteibuch?
Karsten Fehring: »Ich bin parteilos. Daran kann es offenbar nicht liegen. Der Landrat und ich stimmen in den wichtigsten Punkten meiner künftigen Arbeit überein. Uns geht es unter anderem um eine Stärkung der Bezirksbeamten. Mit der Präsenz vor Ort können viele Probleme bereits im Keim erstickt werden. Denken Sie an die Jugend-Cliquen in manchen Gütersloher Stadtteilen. Zusammen mit Sozialarbeitern und Nachbarn sind diese Jugendlichen identifizierbar, sie treten aus der Anonymität heraus. Nach dem derzeit vom Land vorgeschriebenen Personalschlüssel kommt ein Bezirksbeamter auf 10 000 Bürger. Ich halte dieses Verhältnis nicht für sehr hoch. Vielleicht lässt sich die Zahl der Bezirksbeamten noch erhöhen.«

Der Bezirksbeamte ist jedoch machtlos, wenn die Kriminalität über die Autobahn A 2 in den Kreis Gütersloh einrückt. Brachiale Überfälle und Diebstähle durch osteuropäische Täter beherrschten zuletzt die SchlagzeilenÉ
Fehring: »Gegenüber dieser Kriminalität ist der einzelne Bezirksbeamte machtlos, da stimme ich zu. Die kreisübergreifenden Serienverbrechen sind nur durch einen intensiven Informations-Austausch zwischen den Polizeibehörden zu bekämpfen. Zwischen Kreis-, Landes- und Bundesbehörden.«

Spricht das nicht für eine umfassende Polizei-Reform, so wie sie vom Land jetzt angestrebt wird?
Fehring: »Bisher liegt in Düsseldorf nur ein Gutachten mit Analysen und Empfehlungen vor. In Nordrhein-Westfalen gibt es eine zersplitterte und unübersichtliche Behörden-Struktur. Wenn sich der Innenminister Gedanken macht, diese Struktur künftig anders zu gestalten, ist das sein gutes Recht. Die nun vorliegenden Ergebnisse brauchen jedoch noch eine tiefe Erörterung und eine breite politische Diskussion. Der will ich nicht vorgreifen.«

Von dieser Diskussion dürfte immerhin Ihre künftige Position abhängen. Hatte die Debatte zur Polizeireform keinen Einfluss auf ihre Bewerbung in Gütersloh?
Fehring: »Nein. An der Basisarbeit wird die geplante Polizeireform nichts ändern. Die Arbeit der Kreispolizeibehörden wird in dem Gutachten ausdrücklich gelobt. Wenn wir von Veränderungen reden, sollten wir vielleicht auch den Bereich der inneren Einstellungen mit ins Auge fassen. Also nicht nur die Organisations-Struktur, sondern auch die Organisations-Kultur. Die Polizei muss als lernende Organisation begriffen werden.«

Artikel vom 18.01.2005