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Johanniter wollen im Dorf weiter arbeiten

Private Finanzierung des Johannis-Kindergartens angedacht - Schwerpunkt Migration

Von Friederike Niemeyer
Steinhagen (WB). »Ich denke, wir haben gute Spuren hinterlassen«, zieht Jürgen Umhang, Regionalvorstand der Johanniter Unfallhilfe, Bilanz. Dass Mitte des Jahres der Johannis-Kindergarten seine Tore schließen muss, das ruft beim Kindergarten-Team aber auch beim Vorstand große Wehmut hervor. Eine Zukunft für die Arbeit in Steinhagen - die Johanniter wollen die Hoffnung darauf noch nicht ganz aufgeben.

Dem Kindergarten der Johanniter Unfallhilfe war aufgrund der sinkenden Kinderzahlen in Steinhagen von vorneherein keine längere Betriebsdauer in Aussicht gestellt worden. Der ursprüngliche Plan, einen Kindergarten im Baugebiet Diekmann zu bauen, war schon lange auf Eis gelegt, dem Container-Kindergarten von Kreisjugendamt und Gemeinde eine Zwei-Jahres-Genehmigung eingeräumt worden, um den Rechtsanspruch bei drei- bis sechsjährigen Kindern zu erfüllen.
Doch die Resonanz gerade auf die Migrations- und Sprachförderarbeit in dem Kindergarten sei so positiv, »es wäre sehr schade, wenn wir dies nicht fortsetzen könnten«, sagt Jürgen Umhang. »Wir suchen weiter nach Optionen für diesen Standort.«
Konkret heißt das, dass die Johanniter auch die Möglichkeit eines privaten Kindergartens in Betracht ziehen. Mit dem Besitzer der Container, die bislang von der Gemeinde angemietet wurden, verhandelt der Vorstand um günstige Konditionen und sucht dazu auch nach einem Sponsor. Das Grundstück hinter dem Hallenbad gehört der Gemeinde, hier hofft man auf Unterstützung. Aber es blieben die Personalkosten. »Im Moment haben wir da leider nichts Greifbares. Vielleicht ließe sich eine Stiftung oder eine Elterninitiative ins Leben rufen«, berichtet Umhang. Das Waldkindergarten-Modell zeigt, dass dies mit engagierten Eltern möglich ist.
Eine Regelgruppe für drei- bis sechsjährige Kinder mit einem Migrationsschwerpunkt und eine altersgemischte Gruppe mit sechs Kindern unter drei Jahren, das ließe sich problemlos verwirklichen, sagt Kindergartenleiterin Sabine Hoffmann. Zumal mit einer Sprachförderkraft und einer Musikpädagogin schon jetzt die entsprechenden Mitarbeiter im Team sind. Ein inhaltliches Konzept mit Erfahrungswerten aus den 49 Johaniter-Kindereinrichtungen in NRW liegt vor. »Das Besondere an uns ist«, erläutert Sabine Hoffmann, »dass wir familienunterstützend arbeiten. Kein Kind geht bei uns unter, es gibt ein sehr klares, strukturierertes Verhältnis zu den Erzieherinnen.« Dazu komme der christliche Hintergrund des Trägers.
Denkbar wäre zudem, dass die Migrations- und Sprachförderarbeit als Projekt weitergeführt wird, oder dass die Johanniter Unfallhilfe als Träger einen Betriebskindergarten führt. »Wir sind offen für alles an Kinderbetreuung«, sagt auch Renate Berkenkamp von den Johannitern.
Trägervielfalt im Dorf, das war bei der Entscheidung des Gemeinderates für die Johanniter ein Kriterium gewesen. Auch Bürgermeister Klaus Besser bedauert, dass die kompetent und engagiert geführte Gruppe nun geschlossen werden müsse, aber die Kinderzahlen gäben nichts anderes her. Ein Gesetz, dass die Finanzierung von Plätzen für unter Dreijährige regeln würde, ist zwar auf Bundes- und Landesebene angedacht, aber noch nicht konkret genug. Das Problem wäre deshalb für einen privaten Kindergarten in Johanniter-Trägerschaft, genügend Kinder zusammenzubekommen, meint Besser. Und Eltern, die für Kinder unter drei Jahren Betreuung suchen, die gehörten häufig nicht zu der Personengruppe, die sich eine private Einrichtung leisten könnten. Aber ein grundsätzliches Problem sieht Besser nicht: »Mittlerweile haben wir ja auch bei den Spielgruppen private Anbieter.«

Artikel vom 18.01.2005