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»Ich will sehr viel ausprobieren«

Katja Harte kann auch nach Feierabend nicht vom Material Glas lassen

Von Bernd Steinbacher
(Text und Fotos)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Sie ist Glasbildnerin bei der Tiffany Glas Kunst GmbH (TGK), doch auch nach Feierabend lässt Katja Harte aus Schloß Holte-Stukenbrock das vielseitige Material Glas nicht los. »Ich will viel ausprobieren«, sagt die 26-Jährige. Die Kundenberatung im Unternehmen, die Musterproduktion nach Vorgaben machen ihr großen Spaß, doch sie wolle auch ihre eigenen zusätzlichen Ideen umsetzen und mit Material, Formen und Farbe experimentieren.

Deshalb hat sich Katja Harte bereits 2001 nebenberuflich als Glasgestalterin selbstständig gemacht. Kreative Beschäftigung lag ihr schon immer, doch die Freude am Arbeiten mit Glas hat sich erst entwickelt, als ihr der Vater ein Handgravurgerät mit Diamantspitze geschenkt hat. Da war sie 16 Jahre alt. »Ich habe Gläser und Weinflaschen graviert und an Freunde und Verwandte verschenkt, so lange, bis sie es nicht mehr sehen konnten«, erzählt sie.
Schnell wurde ihr klar, dass sie beruflich etwas in Richtung Glas beziehungsweise Handwerk machen wollte. Nur im Büro zu sitzen, sei nicht ihr Fall. Goldschmiedin und Grafik-Designerin zog sie kurz in Erwägung, doch während des letzten Schuljahrs vor dem Abitur stieß sie auf Informationen über die Glasfachschule in Zwiesel im Bayerischen Wald. Nach dem Abitur lernte sie dort, beschäftigte sich unter anderem mit Design, Gravur und Glashütten - nach drei Jahren hatte sie ihren Abschluss als staatlich geprüfte Glasbildnerin in den Händen. Während der Ausbildung arbeitete sie als Praktikantin bei TGK und bei der RC Ritzenhoff Cristall AG in Marsberg. Seit dem Jahr 2000 ist sie bei TGK halbtags beschäftigt. Der Kontakt mit der Firma in Schloß Holte-Stukenbrock kam zufällig zustande. Ausgerechnet in Zwiesel sah sie einen Firmenprospekt.
»Während meiner Ausbildung habe ich mich auf Schliff und ÝFusingÜ, also Verschmelzung, spezialisiert«, sagt Katja Harte. »Das hat mir am meisten Spaß gemacht. Die Vielfalt des Materials reizt mich. Man kann es kalt oder auch heiß bearbeiten. Es ist beispielsweise immer wieder spannend zu sehen, was aus dem Ofen heraus kommt. Glas blitzt und blinkt, kann geschnitten, graviert, poliert und verschmolzen werden«, zählt die Gestalterin einige Möglichkeiten auf. In vielen ihrer Stücke stecken 30 bis 40 Stunden Arbeit. Im Keller hat sie sich eine eigene Werkstatt mit Brennofen eingerichtet. Schon beim Betreten des Hauses fallen die vielen Sachen aus Glas durch ihre große Leuchtkraft auf.
Katja Harte mag geometrische Formen. Zahlreiche Glasschalen hat sie geschaffen, aber auch Glasfliesen, Halter für Teelichte, Untersetzer passend zur Kerze, Aschenbecher, Wandbilder und sogar Hausnummern. Als Ausgangsmaterial dienen ihr Glasgranulat und Scheiben in allen nur denkbaren Farben. Einige ihrer Arbeiten werden am 5. und 6. März im Pfarrheim Liemke zu sehen sein. Dort stellen unter anderem Bildhauer und Kunsthandwerker aus.
Neben der Umsetzung eigener Ideen repariert sie auch Glassachen. Ob bei einem alten Weinglas der Stil ab- oder an der Glasvase eine Ecke ausgebrochen ist, bei ihr sind die Dinge in guten Händen. Mittlerweile hat sich das über Mundpropaganda verbreitet.
Wenn Katja Harte mal nicht mit Glas zu tun haben will, liest sie viel oder dekoriert die Wohnung um, verändert, bis alles gut wirkt. »Doch spätestens nach vierzehn Tagen kribbelt es in den Fingern«, lacht sie. Sie könne eben von Glas nicht genug bekommen.

Artikel vom 19.01.2005