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Die Kolumne Stadtgespräch erscheint mittwochs in dieser Zeitung.

Stadt
Gespräch

40 Jahre am »Katzentisch« (103. Folge):Schlossjubiläum: 750-Jahr-Feier


In diesem und dem nächsten Jahr sind im Stadtteil Schloß Neuhaus Ideenreichtum und Vorarbeit gefragt: 2007 soll die 750-Jahr-Feier des Schlosses im großen Rahmen begangen werden. Zur Freude der gut 24 000 Einwohner und der Gäste. Mancher älterer Bürger in der früheren bischöflichen Residenz erinnert sich gern an das Jubiläum 1957: Zur Eröffnung der Feierlichkeiten kam Vizekanzler Dr. Franz Blücher. Die britische Königin Elizabeth II. schenkte als Zeichen ihrer Verbundenheit mit dem westfälischen Schloss der Paderborner Fürstbischöfe zwei Themse-Schwäne.
Noch im Jubiläumsjahr unternahm das Schwanenpaar einen Ausflug ins Paderquellgebiet im Herzen der Paderstadt. Das wurde jedoch nicht mit den anstehenden Neuerungen durch die Gebietsreform in Zusammenhang gebracht, sondern einzig und allein auf natürliches Interesse am anderen Partner: Seitdem gibt es bei uns die Pader-Themse-Rasse bürgerlich-königlicher Schwäne.
Bürgermeister Bernhard Hunstig und Amtsdirektor Dr. Daniel konnten sich in der Vorbereitung und Durchführung des Festjahres auf eine engagierte Bürgerinitiative verlassen. Das waren unter anderem Heinz Erhardt, Ignaz Bartscher, Hans Gückel und Albert Holschbach. Die Diskussion wurde erwartungsvoll am »Koksplatz« und in den Stammkneipen geführt. Anfangserfolge ließen Kritiker verstummen: Aktivitäten im westfälischen Neuhaus - es gibt an die 50 Orte gleichen Namens in Deutschland - wurden über die Grenzen der Region hinaus bekannt.
Es war Papst Alexander IV., der mit Urkunde vom 30. Mai 1257 dem 24. Paderborner Bischof Simon I. zur Lippe die Erlaubnis erteilte, seinen Hof in eine Burg umzubauen. Begründung: »Missliche Verhältnisse zur Paderborner Bürgerschaft«. Fürstbischof Heinrich von Spiegel verlegte 1370 seine ständige Residenz ins Neuhäuser Schloss. 31 Paderborner Fürstbischöfe residierten ständig oder ihre meiste Zeit in der »herrlichen Burg, wohl bewehrt mit Mauern verschanzt und gut befestigt, umspült von den Wogen der Pader, Lippe und Alme« (Urkunde von 1434).
Im Jahre 1275 kamen Paderborner nach Neuhaus, um das erste fürstbischöfliche Schloss zu zerstören, 500 Jahre später zogen am Neujahrsmorgen die Residenzler zum Paderborner Rathaus, um dort mit süßsauerer Miene friedlich bei Musik und Bier den kommunalen Zusammenschluss von Stadt und Schloss der Bischöfe zu begehen.
Nach der glanzvollen 700-Jahr-Feier gelang es der Gemeinde, das Wasserschloss mit Nebengebäuden und Grünanlagen für eine symbolische Mark zu erwerben. Rainer Barzel, in jenem Jahr 1957 für Paderborn in den Deutschen Bundestag gekommen, leistete erfolgreich Beistand. Was wäre Neuhaus ohne das Schloss? Wo hätten Gymnasium und Realschule Platz gefunden? Eine Landesgartenschau 1994 wäre nicht möglich gewesen. Im Schlossgelände gibt es zudem anziehende Museen und das Bürgerhaus. Übrigens: Am 5. September 1957 wurde aus dem Ort amtlich »Schloß Neuhaus«.
Weitere Jubiläen in zwei Jahren: 1957 Einweihung der Hermann-Löns-Kampfbahn und des seinerzeit ersten beheizbaren Waldbades in Deutschland. Jubiläum des SV 07 Schloß Neuhaus. Gründung der Laienspielgruppe mit der »Jedermann-Aufführung« im Schlossinnenhof.
Es sind inzwischen andere »Macher« in der alten Residenz am Werk. Im Ehrenamt setzten sie sich beispielhaft für ihren Stadtteil ein. Auf die 750-Jahr-Feier 2007 dürfen wir uns alle freuen: Die ruhige Würde dieser stolzen Wasserburg mit lebensfroher Umgebung wird dann erneut zur Kulisse eines Jahrhundertereignisses! Georg Vockel

Artikel vom 19.01.2005