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Nur ein Linkshänder fehlt noch

2. Handball-Bundesliga: Berliner Überraschung - 17 Habbe-Tore reichen Ahlen nicht

Von Lars Krückemeyer
Spenge (HK). So früh wie nie zuvor hat Handball-Zweitligist TuS Spenge mit der Bekanntgabe von Vertragsverlängerungen, Neuzugang Maik Dittrich und der Abgänge von René Vasek und Thomas Zeller Nägel mit Köpfen für die neue Saison gemacht.

Somit können sich Trainer Walter Schubert und der sportliche Leiter Horst Brinkmann nun ganz in Ruhe auf dem »Markt« nach einem neuen Linkshänder als Nachfolger für den abwanderungswilligen Zeller umsehen und die Entwicklung David Friedhosfs (Linksaußen) abwarten.
»Wir würden gerne wieder einen jüngeren Spieler aus der Region verpflichten«, erklärte Schubert nach Zellers Gala-Vorstellung beim 26:19-Sieg zum Hinrunden-Abschluss gegen den SV Anhalt Bernburg. In direkter Nachbarschaft kämen beispielsweise Rico Bonath oder der Ex-Spenger Stefan Dessin vom Zweitliga-Konkurrenten Augustdorf in Betracht. Möglicherweise kommt aber auch ein weniger bekannter Spieler, so wie Maik Dittrich für den rechten Flügel. Dort bekommt er mit Rüdiger Traub einen Routinier zur Seite gestellt, der sich schon auf die Zusammenarbeit mit dem 20-Jährigen freut. »Ich sehe das ähnlich wie mit Andreas Bock und Leif Anton, die ergänzen sich auch gut«, will Traub seine Erfahrung vermitteln und Dittrich zu Spielanteilen verhelfen.
Dass am Samstag bekannt wurde, dass mit Zeller und Vasek ausgerechnet die beiden besten Torschützen des Abends (zusammen 15 der 26 Treffer) den TuS Spenge verlassen werden, trübte die Stimmung bei den Fans schon ein wenig. Horst Brinkmann war anzumerken, dass man beide Spieler gerne gehalten hätte. »Man kann diese Entscheidungen kritisch sehen, aber wir wollen weiterhin Zweitliga-Handball auf diesem Niveau bieten«, stellte er klar. Vor allem vom zuletzt aufblühenden Vasek, der nicht mehr weiter finanziert werden kann, erhofft sich Brinkmann weiterhin gute Leistungen, »damit er für andere Vereine interessant wird.«
Die größte Überraschung des 17. Spieltags gab es durch den 25:21-Sieg der Reinickendorfer Füchse Berlin gegen Tabellenführer Eintracht Hildesheim. Trainer Georgi Swiridenko ist wieder ein »freier Mann« und saß nach mehrwöchiger Untersuchungshaft in den Niederlanden erstmals auf der Berliner Bank. Während Hildesheim gegen alle Spitzenteams gewonnen hat, war dies nach den Ausrutschern in Augustdorf und Emsdetten bereits die dritte nicht erwartete Niederlage. Der nun wieder punktgleiche Verfolger aus Stralsund ist aufgrund von Abstellungen zur WM erst einmal spielfrei.
Einen bemerkenswerten Rekord stellte der Ahlener Frank Habbe bei der 35:36-Niederlage gegen Altenholz auf. 17 Feldtore (!) des Kreisläufers konnten die dritte Niederlage in Folge allerdings auch nicht verhindern.
Beim VfL Fredenbeck steuern die schon lange andauernden Unruhen hinter den Kulissen möglicherweise auf einen negativen Höhepunkt zu. Wie das »Stader Tageblatt« berichtete, seien Sponsoren nicht bereit, die laufenden Ver-bindlichkeiten der Fredenbecker Handball-Marketing in Höhe von 300.000 Euro auszugleichen. Landrat Gunter Armonat, Sprecher einer VfL-Rettergruppe, habe sich unter den aktuellen Bedingungen vergeblich bemüht. In der Schusslinie stehe vor allem Manager Gunnar Schmidt. Zur Zukunft wollen sich die VfL-Verantwortlichen auf einer Pressekonferenz in dieser Woche äußern.
Ein Nachspiel hatte kürzlich die Trainer-Entlassung beim TV Emsdetten. Am 9.November 2004 wurde Emil Vlad Caba aufgrund von Erfolglosigkeit gefeuert. Daraufhin klagte der Rumäne gegen die Kündigung und bekam nun vom Arbeitsgericht Rheine recht. Der TVE muss den Rumänen, der einen Drei-Jahres-Vertrag unterschrieben hatte, weiter beschäftigen. Dass Vlad Caba allerdings im heutigen Nachholspiel gegen Schlusslicht HSG Varel auf der Bank sitzt, ist unwahrscheinlich, schließlich hatte sich die Mannschaft gegen ihn ausgesprochen. Als Nachfolger war bereits Patrik Liljestrand (HSG Nordhorn II) verpflichtet worden.
Zwei vom Abstieg bedrohte Vereine haben sich für die Rückrunde noch einmal verstärkt. Der HSV BW Insel Usedom lieh Rückraumspieler Sven Thormann vom Erstliga-Schlusslicht SV Post Schwerin aus, Schwerin behält sich allerdings das Zweitspielrecht des 22-Jährigen vor. Der LTV Wuppertal kann ab sofort auf Richard Hladky (27) zurückgreifen. Der tschechische Mittelmann, der in der vergangenen Saison noch für Stralsund spielte, kommt vom spanischen Verein La Coruna.
Die SG Solingen verstärkt sich mit dem 2,04 Meter großen Rückraumspieler Rainer Hantusch (27) vom Süd-Zweitligisten Bayer Dormagen. Dafür muss Solingen kurzfristig auf seinen Tor-Torjäger Alois Mraz (116 Treffer) verzichten. Der Tscheche wurde für die Handball-Weltmeisterschaft in Tunesien nachnominiert und fällt am 29. Januar in Fredenbeck definitiv aus. Auch ein Einsatz beim Gastspiel in Spenge am 5. Februar ist fraglich und hängt vom Erfolg der Tschechen ab.

Artikel vom 19.01.2005