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Ein Energiepass für jedes Haus

Schwachstellen werden aufgedeckt

Von Mario Berger (Text und Foto)
Paderborn (WV). Nicht nur wir Menschen brauchen Pässe, um beispielsweise Grenzen zu überschreiten oder den Pkw zu bewegen. Nein, ab 4. Januar 2006 benötigt auch jedes Haus einen so genannten »Gebäudeenergiepass«. Dies fordert eine EU-Richtlinie, die dann in nationales Recht umgesetzt wird.

Ein wesentliches Ziel dieser Umsetzung ist die »Offenlegung« von Schwachstellen im Gebäudebereich. Genau das hat sich auch der »Runde Tisch Gebäudesanierung e.V.« auf die Fahnen geschrieben. Der Paderborner Verein besteht aus Architekten, Ingenieuren und Handwerkern, die es sich zum Ziel gemacht haben, schlecht isolierte Stellen, sogenannte »Wärmelecks«, bei Altbauten auszuspüren. Mit Hilfe einer Wärmebildkamera wurden schon in Niederntudorf, Elsen und Paderborn Privathaushalte unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Es gibt großen Sanierungsbedarf im Altbaubereich. »Eine Investition ins eigene Haus ist wertschöpfende Zukunftsplanung«, bemerkt Günter Voß als Projektleiter des Vereins.
Was hat es nun mit dem Energiepass auf sich und welche Bedeutung hat er für Eigentümer und Mieter?
Kauft man heute ein Haus oder mietet eine Wohnung, stellt sich dem Interessenten die Frage: »Wie hoch sind denn die Nebenkosten?«. Worüber er nichts erfährt, ist der Zustand des Hauses in punkto Energieverbrauch. Das soll sich in Zukunft ändern. Vorgesehen ist, Gebäude in »Energieklassen« einzuteilen. Dazu werden Gebäudehülle, Heizungsanlage, Lüftung, Warmwasserbereitung und der Energieträger auf Herz und Nieren geprüft. Das Ergebnis dieser Untersuchung wird in den Energiepass eingetragen.
Zudem enthält der Pass detaillierte Informationen und Vorschläge zu energiesparenden Modernisierungen. Den Mieter oder Eigentümer in spe kann diese Entwicklung nur freuen. Ähnlich wie beim Autokauf, kann er bald den Energieverbrauch als Argument in seine Entscheidung mit einbeziehen. Angesichts der stetig steigenden Energiepreise spielt die Offenlegung der Energiedaten für Immobilien künftig eine noch größere Rolle bei Kauf- und Mietentscheidungen. Die Vorteile liegen auf der Hand. Ein Blick in den Pass zeigt, wie hoch der Energiebedarf des Gebäudes ist.
»Objekte, bei denen aus dem Fenster geheizt wird, werden den Interessenten ganz schnell abschrecken«, ist Günter Voß überzeugt. Das lässt auch für die Umwelt hoffen. Eigentümer von Immobilien mit hohem Energieverbrauch müssen umdenken, wenn sie wettbewerbsfähig bleiben wollen. Energieberater teilen die Energieklassen ein und stellen die Pässe aus. Die Erprobung des Gebäudeenergiepasses in einem Feldversuch für den Kreis Paderborn wurde Ende vergangenen Jahres erfolgreich abgeschlossen. Ergebnisse der Fallstudie liegen noch nicht vor, werden aber in Kürze erwartet.

Artikel vom 03.02.2005