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Gänsehautgefühl bei einigen Stimmen

Starker Bewerberandrang in der Tanzschule »alte post« zur Auswahl für geplantes Musical

Von Sonja Gruhn
Lübbecke (WB). Sie träumen von dem großen Auftritt, von der Bühnenkarriere oder einfach davon, einmal allen zu zeigen, was in ihnen steckt. Für die mehr als 150 Bewerber, die am Wochenende zum Musicalcasting in die Tanzschule »alte post« kamen, scheint die Erfüllung ihres Traumes in greifbare Nähe gerückt zu sein. Ein kleiner Teil des Traumes von Tanja Jacobtorweihe, die gemeinsam mit ihrem Mann Dirk die Tanzschule leitet, ist bereits erfüllt.

Es war ihre Idee, ein Musical auf die Beine zu stellen. Gemeinsam mit ihre Angestellten Anna-Lena Handt und Max Messler, die an der »German musical academy« in Osnabrück studieren, traute sie sich jetzt, den Traum zu verwirklichen. Dabei plagten Tanja anfangs noch Zweifel: »Was machen wir, wenn keiner dabei ist, der singen kann?« Doch diese Befürchtungen zerschlugen sich, kaum, dass das Casting begonnen hatte. »Bei einigen Stimmen bekam ich sogar eine Gänsehaut«, so die Initiatorin.
Am Samstagmittag begannen die Proben in verschiedenen Gruppen (30 bis 40 Personen) mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Die Teilnehmer, etwa ein Drittel davon männlich, waren zwischen vier und 44 Jahre alt. Innerhalb der insgesamt eineinhalb Probestunden mussten die Bewerber eine kurze Choreographie und das Lied »Can you feel the love tonight« aus dem Musical »König der Löwen« erlernen. Danach kam die Generalprobe, dann der Auftritt vor den Eltern, die schon gespannt warteten.
Für die, die sich für den Sologesang angemeldet hatten, wurde es anschließend richtig aufregend. Vor dem Team, zu dem auch Dirk Jacobtorweihe sowie Rebecca Stahlhut und Christian Müller (am Klavier) von der Akademie gehörten, mussten sie ein selbst ausgewähltes Lied präsentieren. »Stell dir vor, du bist ein rotziges Blag und sing so« oder »Versuch, das Lied zu schreien, auch wenn es etwas schief klingt« und »Sing, als würdest Du unter der Dusche stehen«: So versuchte das Team, den Sängern Mut zu machen, aus sich herauszugehen und auszuloten, wo die Stärken und Schwächen liegen - und das alles innerhalb von fünf Minuten. Der zwölfjährige Felix war auch ohne Hilfestellung aufgeregt genug: »Das ist einfach ganz blöd, wenn ihr alle mitsingt« - und an den Mann am Klavier gewandt: »Geht das auch leiser?«
Für das Team beginnt jetzt der zweite Teil der Arbeit. Denn nun gilt es, aus allen Teilnehmern auszuwählen, nach den Videobändern und dem eigenen Eindruck zu urteilen. Und dann kommt dazu der weniger schöne Teil, wenn die Absagen formuliert werden. Schließlich wartet jeder sehnsüchtig auf den versprochenen Brief.
Welches Musical schließlich am 19. November in der Stadthalle aufgeführt werden wird, entscheidet sich nach der Auswertung. Dann muss Tanja Jacobtorweihe anfangen, sich um Bühnenbild und Kostüme kümmern. »Vielleicht können wir das mit Hilfe der Eltern hinbekommen oder als Projektarbeit beispielsweise gemeinsam mit der Berufsschule.« Die Proben, die einmal wöchentlich stattfinden, werden am 28. Januar beginnen. »Wenn alles klappt soll dies keine Eintagsfliege bleiben«, verrät Tanja Jacobtorweihe.
Das Team: Anna-Lena Handt (22) stammt aus Berlin und besucht seit 2002 die Akademie. Von Kindesbeinen an, hat sie Bühnenerfahrung gesammelt. Max Messler (21) aus Köln ist seit September 2003 dabei. Er hat bereits bei anderen Musicals Regie geführt. Rebecca Stahlhut (23) trat bereits in mehreren Inszenierungen auf. Ebenso Christian Müller (24), der kurz vor Ende seiner Ausbildung steht.

Artikel vom 17.01.2005