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Leben hinter neuen Fenstern

Altenheim St. Johannes:48 Bewohner ziehenvorübergehend um

Von Matthias Kleemann
(Text und Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Wenn Heimleiter Bernd Zilger in diesen Tagen von »Geisterstationen« in seinem Haus redet, dann ist das alles andere als despektierlich gemeint. Denn zwei Wohnbereiche des Caritas-Altenheims in Stukenbrock werden zurzeit in die neuen Altenwohnungen umgesiedelt. Während dort also Leben hinter den Fenstern wahrnehmbar ist, herrscht im Altbau in mehreren Gängen kein Betrieb mehr. »Schon komisch.«

48 Heimbewohner müssen umgesiedelt werden. Hintergrund sind die umfangreichen Bau- und Sanierungsmaßnahmen des Hauses (das WESTFALEN-BLATT berichtet bereits mehrfach). Zur Holter Straße hin ist ein neuer, großer Baukomplex entstanden, der nach Abschluss aller Arbeiten 18 Wohnungen für betreutes Wohnen im Alter enthalten wird. Vorläufig jedoch sind diese Wohnungen geteilt worden, um als Einzel- oder Doppelzimmer den Heimbewohnern als Unterkunft zu dienen, während im Altbau die Sanierung voran getrieben wird.
Erfreulich reibungslos sei die Umsiedlung bis jetzt gelaufen, bestätigen auch Pflegedienstleiterin Silke Brinkmann, Hauswirtschaftsleiterin Astrid Weeke und Madlen Grundmann vom sozialen Dienst. Eine Woche pro Wohnbereich habe man geplant, begonnen wurde am Montag, nachdem die Bauabnahme einen Tag vor Heiligabend war.
»Viele Mitarbeiter sind ungefragt nach ihrer Schicht geblieben, um zu helfen«, lobt Silke Brinkmann das Personal des Hauses. Die Angehörigen haben geholfen. Für den Auf- und Abbau der Möbel hat das Altenheim den heimischen Montagebetrieb Bökamp engagiert, denn viele Bewohner haben eigene Möbel, häufig noch massive, alte Schrankwände und ähnliches.
»Alles läuft völlig unaufgeregt und ohne Panik«, bestätigt auch Madlen Grundmann. Auch die Heimbewohner seien mit der besonderen Situation in der Regel gut zurecht gekommen. Habe der ein oder andere vor dem Umzug noch Vorbehalte gehabt, so wollten die meisten inzwischen aus den hellen, neuen Zimmern mit den frischen Farben und dem schönen Ausblick gar nicht mehr weg. »Heute Morgen hat die Sonne ins Zimmer geschienen«, freut sich Ursula Pianski (76) im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT. Sie lebt seit Mitte 2003 im Altenheim St. Johannes und fühlt sich dort sehr wohl. Dass in den neuen Zimmern zum Teil die Vorhänge noch fehlen, empfindet sie nicht als schlimm. Wenn es draußen wärmer wird, kann sie eine kleine Terrasse vor ihrem ebenerdigen Zimmer nutzen.
Zilger und sein Team, bei dem auch Hausmeister Wigbert Fockel nicht unerwähnt bleiben darf, haben im Vorfeld alles unternommen, um gut vorbereitet zu sein. Die Angehörigen wurden im Rahmen der regelmäßigen Informationsabende unterrichtet und es gab einen Rundgang durch den Rohbau. Alle Ärzte wurden angeschrieben, damit sie wissen, wo sie ihre Patienten demnächst finden, und wer vom Pflegepersonal ihr Ansprechpartner ist. Denn nicht in allen Fällen kann die Betreuung durch die gleichen Pfleger gewährleistet werden. Aber auch die Heimbewohner wurden in alle Entscheidungsprozesse einbezogen.
Einen solchen Umzug ganzer Wohnbereiche wird das Haus bis zur endgültigen Fertigstellung noch zweimal erleben. Nur so ist es möglich das Gebäude schrittweise zu sanieren, ohne einen einzigen Bewohne ausquartieren zu müssen. Noch liegen die Arbeiten im Zeitplan, wenn das so bleibt, soll im Frühjahr 2007 alles fertig sein.
Übrigens hat die Heimleitung sich von der Umsiedlung nicht ausgenommen. Während sein Büro zum Heimzimmer umfunktioniert wurde, residiert Bernd Zilger seit einigen Tagen in einem Container vor dem Haus. Dort ist er zwar etwas weiter von den Wohnbereichen entfernt, behält aber täglich den Baufortschritt im Auge.
Schon jetzt weist er auf ein Parkverbot hin, das in Kürze auf der Straße »Am Pastorat« montags bis freitags von 7 bis 18 Uhr gelten soll, damit die schweren Baufahrzeuge gut durch kommen. Aber das ist bei den Anliegern längst bekannt, denn natürlich hat das Altenheim auch sie in alle Informationen einbezogen.

Artikel vom 15.01.2005