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Lübberbruch
und Kiewiese

110 Jahre »Mitteldeutscher Verein«

Von Curd Paetzke
Herford (HK). Die Welt der Schausteller blickt an diesem Wochenende auf die Werrestadt. In den Jubiläumsreigen reiht sich auch der Mitteldeutsche Schaustellerverein Herford ein, der auf sein 110-jähriges Bestehen zurückblickt. Wer in der Chronik der Vereinigung blättert, stößt auf Höhen und Tiefen, aber der spürt auch den ungebremsten Elan der Schausteller, die Mitmenschen auf Volksfesten aufs Beste zu unterhalten!

»Die Tradition der Schausteller in Herfords Geschichte ist unbestritten«, sagt Waldo Parpalioni, Vorstandsmitglied des Vereins, der im Jahre 1895 im Restaurant von Fritz Kemner aus der Taufe gehoben wurde. Damaliger Titel: »Mitteldeutscher Verein reisender Schausteller, Handelsleute und Berufsinteressenten«. Parpalioni: »Es ging also bereits den Gründern nicht um den Zusammenschluss einer Ýgeselligen VereinigungÜ, sondern schon damals um eine Berufsvertretung, deren eigene Satzung den zuständigen Organen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.«
Die damaligen Protokolle weisen Anträge aus, die sich etwa mit der Verlängerung der »Sperrstunde« der Volksfeste beschäftigten oder der Reduzierung der »Lustbarkeitssteuer«, die später als Vergnügungssteuer bekannt wurde. Im Jahr 1900 war die Mitgliederzahl bereits von 40 auf rund 100 angewachsen. Namen wie Krameyer, Oeser, Dupre, Mack, Heitmann, Herold, Hattenhorst, Schneider und Steiger werden erwähnt.
Die Generalversammlung im Jahr 1920 wird erstmals im »Westfälischen Hof« von Wilhelm Bracksiek in Herford abgehalten - es bleibt das Vereinslokal bis 1980.
In den 30-er Jahren werfen die weltgeschichtlichen Ereignisse ihr dunkles Tuch über alle Verbände und Institutionen. Waldo Parpalioni formuliert dies in der Chronik so: »Hier beginnen auch die Protokolle des Mitteldeutschen Vereins das katastrophale politische Klima der Zeit wiederzugeben.«
Die 50-er Jahren brachten viele Umstrukturierungen mit sich, die am 13. Januar 1950 mit der Gründung des »Deutschen Schaustellerbundes« (DSB) in Herford abgeschlossen wurden. Untrennbar mit dieser Zeit verbunden sind die Namen von Willy Steiger (2. Vorsitzender von 1947 bis 1955 und seit 1969 Ehrenvorsitzender bis zu seinem Tod im Jahr 1983) und Walter Oeser, der im DSB-Vorstand viele wichtige Akzente setzte. Ein bedeutendes regionales Thema war in der Nachkriegsgeschichte der Verlust des Lübberbruchs als Veranstaltungsplatz. Laut Chronik finden die Herforder Volksfeste seit 1958 auf der Kiewiese statt. Wichtige Schlaglichter der jüngeren Zeit sind neben der Beteiligung der Schausteller an der 1200-Jahr-Feier Herfords (1988) auch die »eigene« 100-Jahr-Feier, die 1995 begangen wurde sowie die Aktionen zur 1050. Herforder Vision.
Wie es sich für den jetzt anstehenden (110.) Geburtstag gehört, sollen Glückwünsche an dieser Stelle natürlich nicht fehlen: Also: Ein »ad multos annos« dem Mitteldeutschen Schaustellerverein Herford!

Artikel vom 14.01.2005