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Schieferplatten an der Vikarie geklaut

WV-Serie »Delbrück gestern und heute« - Adolf-Kolping-Straße trug schon mehrere Namen

Von Jürgen Spies
Delbrück (WV). Feldstraße, Lumpenstraße, Valepagenstraße, Adolf-Kolping-Straße. . . Durchaus möglich, dass die Adolf-Kolping-Straße nicht nur diese vier, sondern irgendwann einmal noch einen anderen Namen trug. Jedenfalls geht es diesmal in der WV-Serie »Delbrück gestern und heute« um diese besagte Straße, die von der Boker Straße aus zur Rückseite des Kirchplatzes und zur Kleinen Straße führt.

Die Adolf-Kolping-Straße gehört zu den ältesten Wegeverbindungen Delbrücks. Eine besondere Bedeutung für den Straßenverkehr besaß und besitzt sie aufgrund des recht schmalen Querschnitts weder gestern noch heute.
Die abgebildete schwarz-weiß Aufnahme rechts stammt aus der Zeit um 1935. Ganz links unter Kastanienbäumen das längst abgerissene Fachwerkhaus Thiele (später Brökelmann); aus dem Deelentor schaut - kaum zu erkennen - »Thielen Drüta« heraus. Die weiteren Häuser von links: Viehhändler Anton Kleine, der schwer verwundet aus dem Krieg zurückgekommen war. Heute führt Sohn Bäckermeister Hans-Georg Kleine in dem Gebäude den Backshop »Onkel Back«. Daneben folgen das Haus von Schneidermeister Ludger Rath und die Einfahrt zum »Himmelreich«, früher Grüner Weg genannt. Anrainer sowie etliche Bewohner des Kirchplatzes hatten (haben) dort Gärten. Weiter geht es mit dem Haus des Postboten Heinz Protte (genannt Rieländer) sowie (nicht zu sehen) das Haus Steinmetz. Steinmetz betrieb an der Anreppener Straße am Haustenbach den ersten Karosseriebau Delbrücks; zeitweise war in dem Haus auch ein Putzmachergeschäft (Hutmacher) untergebracht. Danach folgen das Haus August Thiele und das Haus des Uhrmachers Konrad Koch (heute Uhrmachermeister Karl Koch), der dort ein Geschäft eröffnete und außerdem Organist in der Kirche war.
Hinten in der Mitte der alten Fotografie ist noch so eben Georg Breimhorst zu erkennen, der mit seinem Milchwagen durch die Straßen zog und seine Ankunft per »Bimmel« bekannt gab.
Hinten rechts fällt der Blick auf die Vikarie, ein Fachwerkgebäude, das vorn teilweise verschiefert war. Hans-Josef Wessels, »Ur-Delbrücker«, der wiederum die meisten Informationen für diesen Teil der WV-Serie gab und auch das Foto aus seiner Bildersammlung zur Verfügung stellte, kann sich erinnern, dass die verschieferte Vikariefront später große Lücken hatte. Grund: Offenbar nicht wenige Delbrücker Schüler rissen die unten angebrachten, größeren Schieferplatten ab, um sie in der Schule als Tafel zu benutzen - Diebstahl, wenn man so will. . .
Rechts im Bild: das Haus Callen (später Schütte, heute Sievers).
Die Adolf-Kolping-Straße reichte aber noch etwas weiter. Quasi hinter dem Standort des damaligen Fotografen Otto Pache lagen an der rechten Straßenseite noch zwei weitere Gebäude: das Haus Hölscher, in dem eine Zeit lang »Zünklers Lällä« wohnte, ein Delbrücker Original, ein stadtbekannter Mann, der Jauche ausfuhr. Später wohnten Vertriebene in dem Haus, etwa die Familie Wehnert.
Davor lag noch das Haus Rengiers-Goers.
Auf der linken Straßenseite stand schießlich noch ein Haus, das der Kirchengemeinde gehörte und von »Protten Schneider« bewohnt wurde. Was zumindest jüngere Delbrückerinnen und Delbrücker vermutlich nicht wissen: In diesem massiv errichteten Haus gab es für kurze Zeit, nur etwa ein Jahr lang, ein Kloster!
Die Feldstraße (oder Lumpenstraße/Valepagenstraße/Adolf-Kolping-Straße) ging und geht heute noch über in die Kleine Straße, die - wie der Namen schon ausdrückt - klein im Sinne von schmal, aber ziemlich lang ist. Doch darüber wird in einer der kommenden Folgen der WV-Serie »Delbrück gestern und heute« noch einmal zu berichten sein.
Anmerkung: Einige der bereits erschienenen Fotos stammen aus der Sammlung des Fotografen Hans-Jürgen Biermann; sie wurden freundlicherweise leihweise zur Verfügung gestellt.

Artikel vom 14.01.2005