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Das sinkende Schiff verlassen

Wechsel in der MZG-Chefetage kam keineswegs überraschend


Zum Wechsel in der Chefetage des Medizinischen Zentrums für Gesundheit (MZG) in Bad Lippspringe merkt dieser Leser kritisch an:
Der Fortgang des Geschäftsführers Harald Barlage in das beschauliche Bad Bocklet ist keineswegs so überraschend, wie dargestellt. Es war abzusehen. Vielmehr hätte der Vertrag von Herrn Barlage 2005 verlängert werden müssen, weil die Frist abgelaufen war.
In den vergangenen Jahren hat dieser Geschäftsführer sein Ziel, in der Bilanz eine schwarze Null zu schreiben, nicht erreicht. Vielmehr fährt er 2004 unglaubliche 3,8 Millionen Verlust ein. Der Schuldenberg beläuft sich nicht auf 20 Millionen Euro, wie dargestellt, sondern auf 30 Millionen Euro laut Beteiligungsberechnung der Stadt Bad Lippspringe. Für mich eine unglaubliche Irreführung der Öffentlichkeit. Der Beteiligungsbericht kann übrigens von jedem Bürger bei der Stadtverwaltung eingesehen werden.
Diese hohen Schulden sind immer noch vorhanden, obwohl eine Menge von Immobilien preiswert verkauft wurden. Obwohl der Kreis und die Stadt Bad Lippspringe in 2004 noch mal drei Millionen Euro zinsloses Darlehen gewährt haben. Die Lasten tragen alle Bürger von Bad Lippspringe. 2004 war ein Bilanzverlust von 3,8 bis vier Millionen Euro geplant. In den vergangenen Jahren waren die Verluste in vergleichbarer Höhe vorhanden. Hohe Abschreibungen sind wie die Immobilienverkäufe Ausdruck des hohen Vermögensverlustes. Zugleich ergibt sich ein gewaltiger Renovierungsstau.
Was ist sonst geschehen? Es gab einen ständigen Rückgang der Bilanzsumme und des Vermögens. Das Anlagevermögen ist von 1998 von 68 Millionen Euro bis 2003 auf 44 Millionen Euro gesunken. Es wurde Personal abgebaut und wieder Lohnverzicht vom Personal gefordert. Es wurde eine Service-GmbH gegründet, das heißt für das Personal keine Tarifverträge. Keine betriebliche Altersversorgung. Also - minimaler Lohn für maximale Arbeit. Dies alles hat zur Folge, dass Spitzenkräfte, wo sie können, in allen Bereichen, das sinkende Schiff verlassen (wie übrigens auch Herr Barlage).
Die vom Vorsitzenden des Aufsichtsrates, Bürgermeister Willi Schmidt, gesprochenen Worte des Lobes zum Weggang des Geschäftsführers sind nicht nur in einer Männerfreundschaft begründet. Sie dienen vielmehr dem eigenen Schutz. War doch Schmidt einst angetreten (vor seiner Wahl 1999), beim MZG große Taten zu vollbringen, wenn er denn gewählt würde. Er ist gewählt, das Ergebnis erschreckend.
HERBERT FEHMER
Adolf-Kolping-Str. 46
Bad Lippspringe

Artikel vom 15.01.2005