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Flammentanz auf dem Hof

Mechthild Niggemeier floh im Bombenhagel


»Ich habe noch oft geträumt, dass ich in einem Flammenmeer stehe«, erzählt Mechthild Niggemeier (78). Die Paderbornerin arbeitete 1945 als Telefonistin im Hauptpostamt an der Westernstraße und hatte strenge Anweisung, erst bei Vollalarm ihren Stöpselkasten zu verlassen. Und so fielen bereits die ersten Bomben, als sie sich am 27. März in den schon übervollen Postkeller drängte und mit einem ungeschützten Platz am Fenster begnügen musste.
»Ich schaute raus und sah tanzende Flammen auf dem Posthof«: Panik erfasste die damals 18-Jährige, die fürchtete, dass der brennende Phosphor-See in den Keller schwappen könnte. »Raus hier«, war der alles beherrschende Gedanken; ein neben Mechthild Niggemeier stehender Mann baute eine »Räuberleiter« und half ihr, durchs Fenster ins Freie zu klettern. »Am Le-Mans-Wall brannten die Bäume«, erinnert sie sich noch, als sie voller Angst nach Hause lief. Sie stolperte über den Liboriberg und die Bahngleise, fiel in der Leostraße in eine Phosphor-Pfütze, ließ sich von zwei belgischen Fremdarbeitern wieder auf die Füße stellen und rannte weiter am Ostfriedhof vorbei zur Nordstraße. Das Elternhaus fand sie lichterloh brennend vor, doch die Mutter lebte und schloss die Tochter »überglücklich in all dem Elend« in die Arme.-pia-

Artikel vom 15.01.2005