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Grenzwerte lösen Streit aus

Kleinkläranlagen-Bauer Dieter Redwanz fühlt sich vom Kreis benachteiligt

Von Claus Brand (Text und Foto)
Bad Oeynhausen (WB). Mehr als 200 Kleinkläranlagen sind es allein in Bad Oeynhausen, die in absehbarer Zeit saniert oder neu gebaut werden müssen. Seit 1993 hat der Gohfelder Dieter Redwanz in den Kreisen Minden-Lübbecke, Herford und Gütersloh rund 220 Anlagen seines Typs Jubire-Reaktor gebaut. Von der Unteren Wasserbehörde beim Kreis fühlt er sich zunehmend ausgebremst, weil diese ihm vorschreibt, die Anlagen mit einem so genannten Schönungsteich zu versehen. Mit einem Gutachten der Universität Weimar will er nun entgegensteuern.

Im Februar vergangenen Jahres hat an der Hochschule auf seine Initiative hin ein einjähriger Testlauf begonnen, von dem sich der 71-Jährige einen Freibrief erhofft, schon bald wieder Anlagen bauen zu dürfen, ohne sie um einen solchen Teich zwingend ergänzen zu müssen. Nach eigenen Angaben kostet ihn die Dienstleistung der Universität in Verbindung mit Abgaben an das Deutsche Institut für Bautechnik in Berlin stolze 23 000 Euro.
Er habe vom Grundsatz her nichts gegen Schönungsteiche. »Manche Auftraggeber wollen sie sogar aus optischen Gründen im Garten haben.« Die Anlage eines Teiches mache ein Bauvorhaben aber um mehrere hundert Euro teurer. Dr. Carmen Riechmann, Pressesprecherin des Kreises, erklärte auf Anfrage, warum dem Kleinkläranlagen-Bauer die Vorgabe gemacht wird. 1997 habe das Landesumwelt-Amt die Jubire-Reaktoren, geeignet für Anlagen zur Klärung der Abwässser von vier bis 80 Personen, genau unter die Lupe genommen. Ergebnis: »Die Grenzwerte für die organische Abwasser-Belastung können nicht betriebssicher eingehalten werden. Deshalb wird der Schönungsteich als zusätzliche Absicherung gefordert.« Der Untersuchung des Landes-Umweltamtes folgte eine Vorgabe des Regierungspräsidiums in Detmold an die Unteren Wasserbehörden der Kreise. Demnach dürfen beim Bau von Redwanz-Anlagen Gelder aus Fördertöpfen seitdem nur in Anspruch genommen werden, wenn die Anlage einen Schönnungsteich hat.
Diese Hürde will Redwanz, Diplom-Ingenieur für Wasserwirtschaft und Kulturtechnik, mit dem Gutachten aus Weimar aus dem Weg räumen.
Für den Kreis signalisierte die Pressesprecherin Gesprächsbereitschaft: »Wenn das Gutachten mit seinen Untersuchungsreihen vorliegt, kann Herr Redwanz es uns gerne vorlegen.« Zur Prüfung werde man es an die übergeordnete Behörde, das Regierungspräsidium, weiterleiten. Ob von der Vorgabe Schönungsteich dann abgerückt werden könne, sei reine Spekulation.
Redwanz sagte dem WESTFALEN-BLATT: »Die bisheringe Untersuchungen in Weimar haben ergeben, dass ich die Grenzwerte deutlicher unterschreite als es große kommunale Kläranlagen tun.«

Artikel vom 14.01.2005