12.01.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Haben kein Vertrauen mehr«

Familie Lampmann will ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen

Von Ralf Meistes
Herford (HK). »Alles was wir hören, sind Ausreden«, sagt Agnes Lampmann (30) und seufzt entmutigt. Eigentlich wollte sie mit ihrem Mann Olaf (38) und ihrem Sohn in drei Monaten in ihr neues Heim einziehen. Doch die Doppelhaushälfte am Osnabrücker Weg gleicht einer Bauruine. Wie schon in anderen Fällen im Kreisgebiet (wir berichteten) stehen hier seit Wochen die Baugeräte still. Möglicher Weiterbau - nicht in Sicht.

Vermittler des Hauses, das für unter 100 000 Euro als echtes Schnäppchen gebaut werden sollte, war wie in anderen Fällen die Beamten Heimstätten Werk Immobilien GmbH (BHW) aus Hameln. Bauträger, auch hier, die Bau-Kosten-Optimierung GmbH (BKO). Einen Weiterbau mit der BKO kann sich das Ehepaar Lampmann nicht mehr vorstellen. Auch die jüngste Nachricht, dass die GmbH in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden soll und neues Kapital in das Unternehmen fließen wird, überzeugt Agnes Lampmann nicht mehr: »Wir haben einfach zu oft zu schlechte Erfahrungen gemacht. Wir haben kein Vertrauen mehr.«
Ein Haus zum Jubiläumspreis hatte die BHW angeboten. Anstatt 115 000 Euro sollte die Doppelhaushälfte nur noch 99 900 Euro kosten. Für die Lampmanns, wie für andere Familien im Kreis, ein verlockendes Angebot. Baubeginn war Mitte Oktober, nach sechs Monaten Bauzeit sollte das neue Heim bezugsfertig sein. »Doch wir hatten von Anfang an Schwierigkeiten«, beklagt die 30-Jährige.
Laut Angebot der BHW sollten der Familie Lampmann in ihren neuen vier Wänden 105 Quadratmeter zur Verfügung stehen. Auf den Plänen, nach denen die BKO die Gewerke vergeben hatte, waren nur 95 Quadratmeter eingetragen. »Erst nachdem wir uns einen Rechtsanwalt genommen und viel telefoniert hatten, wurde das wieder korrigiert«, erläutert Olaf Lampmann. Anschließend wurde er aufgefordert, gleich drei Raten für das neue Haus auf einmal zu zahlen, ansonsten würden die Bauarbeiten nicht beginnen. Der 38-Jährige kam der Aufforderung nach, in der Hoffnung, Mitte Dezember wie geplant Richtfest feiern zu können. Doch dazu kam es nicht mehr. Bereits Ende November hatten die Handwerker ihre Arbeiten eingestellt, weil sie von der BKO nicht mehr bezahlt wurden. »Dann erhielten wir die Nachricht, dass ein möglicher Investor bei BKO einsteigen möchte. Doch Wochen verstreichen und an unserer Baustelle passiert nichts. Jetzt hat man uns im Februar zu einem Gespräch eingeladen. Ich habe aber den Eindruck, wir werden nur hingehalten«, macht Olaf Lampmann seinem Ärger Luft.
Empört ist der gelernte Gärtner auch über das Verhalten der BHW. »Die haben uns versichert, dass sie alles ganz genau geprüft haben. Dann hätten sie auch wissen müssen, dass der ehemalige BKO-Geschäftsführer schon einmal mit einer Baufirma gescheitert ist.« Mathias Schnabel, BHW-Pressesprecher, wies die Kritik zurück. »Wir wussten von dem Vorfall. Unsere Prüfer sind aber davon ausgegangen, dass beim ersten Mal unglückliche Umstände und nicht schlechtes Management für das Scheitern verantwortlich waren.«
BKO-Geschäftsführer Wolfgang Klein war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Artikel vom 12.01.2005