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»Lichtenau - 15 Dörfer - eine Stadt«

Neu im Amt: Bürgermeister Karl-Heinz Wange stellt das gemeinsame Handeln heraus

Von Heinz-Peter Manuel
Lichtenau (WV). Er war hauptberuflich erfolgreicher Unternehmer, kümmerte sich in seiner knappen Freizeit um Politik. Viele Jahre war Karl-Heinz Wange Fraktionsvorsitzender im Lichtenauer Rat. Seit dem 1. Oktober 2004 ist der Vater dreier erwachsener Töchter nun Bürgermeister in Lichtenau. Mit 58 Jahren stellte er sich einer neuen Herausforderung, die er persönlich zuvor eigentlich gar nicht angestrebt hatte.

Gut drei Monate nach seinem Amtsantritt zieht der »Neue« im Lichtenauer Rathaus eine durchweg positive Bilanz. Die Erinnerung an den ersten Arbeitstag ist noch frisch: Um 8 Uhr nahm er seine Arbeit auf, für 9 Uhr hatte er alle Mitarbeiter in den Ratssaal gebeten. Statt einer großen Rede bekamen sie zu hören: »Die Meisten von Ihnen kennen mich bereits, die Anderen können mich nun kennen lernen.«
Das sollte keine Drohung sein, sondern die Aufforderung, möglichst intensiv zusammen zu arbeiten. So war es für Wange hilfreich, dass er als Politiker bereits häufig im Rathaus zu tun hatte und die Strukturen bereits kannte. Deshalb fiel ihm auch die Umstellung nicht sonderlich schwer, und auch an den Arbeitszeiten hat sich nicht viel geändert. »Ich bin, anfangs zur Verwunderung meiner Mitarbeiter, täglich um 7 Uhr im Büro und nicht selten kommen 15 bis 16 Stunden Arbeit zusammen«, sagt Wange. Allerdings musste er sich erst daran gewöhnen, dass viele Abläufe fest reglementiert sind, dass er bestimmte Wege einhalten muss.
Wichtig ist dem Bürgermeister, das Wir-Gefühl. »Lichtenau - 15 Dörfer - eine Stadt« lautet denn auch seine Grundüberzeugung, an der es nach wie vor zu arbeiten gilt. Deshalb hat Wange auch alle Kindergärten und Schulen besucht, hat erstmals die Pastöre aller Konfessionen an einem Tisch versammelt. Eingeführt hat er auch das Forum »Standort Lichtenau«, in dem die Unternehmer zu Wort kommen. »Alle Gruppen und Institutionen müssen zusammenstehen, diese Treffen sollen auch künftig stattfinden«, ist Wange vom Nutzen des Austausches überzeugt. Und das ist nicht nur auf das Stadtgebiet beschränkt. Man müsse über den Tellerrand schauen und die Region insgesamt vermarkten. »Paderborner Land« sei ein Slogan, der überzeugen müsse.
Ganz bewusst hat er in den ersten Wochen auch alle Termine selbst wahrgenommen. Auch wenn mitunter versucht wurden, den »Neuen« zu testen, seien die Besuche sehr positiv gewesen. Überhaupt ist Wange ein positiv denkender Mensch: »Es ist ganz wichtig, aus der pessimistischen Grundhaltung heraus zu kommen. Jeder sollte wieder mit seinen Nachbarn reden, es ist mehr Miteinander nötig«, lautet Wanges Credo.
Als große Themen für die Zukunft sieht Wange in der familienfreundlichen Stadt den Bereich Kindergarten/Schule. So erwartet er eine intensive Diskussion über die Ganztags-Grundschule. Im Februar ist ein Elternforum geplant, danach erfolgt die Elternbefragung.
Bauplätze müsse es auch weiterhin in allen Orteilen geben. Allerdings sieht der Gebietsentwicklungsplan vor, dass der Kernort das stärkste Wachstum brauche. Rechnung getragen wird dem mit der Ausweisung des Baugebietes »Markus Linde«, in dem in den nächsten zehn Jahren mehr als 100 Bauplätze entstehen sollen. In den Gewerbegebieten müsse nun erst einmal vermarktet werden, was an Flächen zur Verfügung steht.
Ein wichtiger Aspekt ist das Technologiezentrum für regenerative Energien. Wenn es am 1. Mai offiziell den Betrieb aufnimmt, sind bereits rund 40 Prozent der Flächen vergeben. Bis Ende des Jahres sollen es rund zwei Drittel sein. »Hier entstehen viele neue Arbeitsplätze«, zeigt sich Wange sicher. Deshalb werde man nun in die intensive Phase der Werbung eintreten.
Weitere Aufschwünge erhofft sich Wange von den Plänen rund um Kloster Dalheim. Deshalb ist bereits in den kommenden Tagen ein Gespräch mit Professor Dr. Matthias Wemhoff geplant. Themen können dann zum Beispeil eine Klosterbrauerei und Übernachtungsmöglichkeiten sein.
Unter dem Strich sähe es Wange gern, wenn die Stadt unternehmerisch tätig sein könnte, wenn sie - unabhängig von zweckgebundenen Geldern - frei entscheiden könnte, wo sie investiert. Einen richtigen Schritt auf diesem Weg sieht Wange in der Einführung des neuen kommunalen Finanzmanagements, das zumindest dafür sorgt, dass das Finanzgebaren der Kommunen transparenter wird.

Artikel vom 12.01.2005