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Riese Russland hat riesige Produktivitäts-Probleme

Claas-Mitarbeiter berichtet beim »Verein Ehemaliger« über Landwirtschaft in den GUS-Staaten

Halle-Künsebeck (SKü). Der Agrar-Strukturwandel geht auch am Verein Ehemaliger Landwirtschaftsschüler nicht vorbei. Die Kreisverbände Halle (428 Mitglieder) und Wiedenbrück (358) werden zusammengelegt, zugleich ist die Umbenennung in »Verein für ländliche Fortbildung im Kreis Gütersloh« vorgesehen. Gestern gab es aufschlussreiche Fortbildung zu Chancen und Risiken der Landwirtschaft in den GUS-Staaten.

Im Rahmen der Generalversammlung im Gasthof Jäckel hatte der Verein mit Dr. Stephan Weller einen kompetenten Gast, der beim Landmaschinenhersteller Claas zuständig für die Märkte in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion ist. Landwirtschaftlich sind die GUS-Staaten ein Riese, die kultivierten Flächen sind alleine in Russland fast 50 mal so groß wie in Deutschland.
Doch der Riese hat auch riesige Produktivitätsprobleme, wie Weller deutlich machte. Die Agrarunternehmen haben zwar eine Durchschnittsgröße von 7223 Hektar, wobei einzelne in Kasachstan bis zu 200 000 Hektar groß sind. Doch bei der Erwirtschaftung je Hektar beispielsweise bei Weizen kommt die Ukraine auf 37 DZ-Tonnen, Russland auf 19 und Kasachstan gar nur auf neun. Zum Vergleich: Deutschland kommt auf einen Wert von 82. In den GUS-Staaten spielen fehlende Düngungen, Verunkrautungen und auch die mangelnde universale Ausbildung der Mitarbeiter eine Rolle.
Weller skiziierte die Hauptprobleme: schlechtes Management, schwierige Finanzierungen sowie teure beziehungsweise schlecht verfügbare Betriebsmittel. 80 Prozent der Traktoren oder Erntemaschinen seien veraltet, was zu Stillständen in Erntezeiten und zehntausenden nicht abgeernteten Hektar führten. Den Jahresbedarf allein an Mähdreschern schätzt Weller auf mindestens 10 000, weshalb Claas in Russland demnächst eine eigene Produktion aufnehmen wird. Denn trotz etlicher Risiken in den GUS-Staaten gebe es auch viele Chancen. Es hätten sich schon einige deutsche Landwirte in russische Agrarunternehmen eingekauft, die sehr erfolgreich wirtschafteten.
Wiedergewählt wurden Hermann Künsemöller als Vorsitzender, der seit vier Jahren im Amt ist, sowie Rainer Fromme als Stellverter. Den Goldenen Meisterbrief (Prüfung 1954 ) erhielten Herbert Tiede aus Werther sowie Herbert Brand aus Harsewinkel.

Artikel vom 11.01.2005