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Ein Koloss fürs »Allerkleinste«

Super-Comutertomograph in der Röntgenpraxis Alte Torgasse

Von Hubertus Hartmann
Paderborn (WV). Zweieinhalb Tonnen schwer und so groß wie zwei Buswartehäuschen - ein Koloss, der geschaffen wurde, um stecknadelkopfgroße Veränderungen zu erkennen und Leben zu retten. Der neue Super-Computertomograph steht in der Paderborner Röntgenpraxis Alte Torgasse. Er ist nach Aussage der Betreiber bislang »einzigartig in Ostwestfalen« und setzt neue Maßstäbe in der Radiologie.

Die Computertomographie (CT), das Schichtröntgen des Körpers, an sich ist nicht neu und seit gut 25 Jahren fester Bestandteil der medizinischen Diagnostik. Ein Quantensprung war Anfang der 90er Jahre die Spiral-Computertomographie.
Der 600 000 Euro teure Mehrzeilen-Spiral-Computertomograph der neuesten Generation verfügt über 16 Detektorenkränze - erneut eine wesentliche Verbesserung. Ein Gerät, das erst Mitte des Jahres im Paderborner Brüderkrankenhaus St. Josef in Betrieb ging, verfügt beispielsweise nur über vier Detektorenkränze.
Der »Siemens Somaton Sensation 16« ist nicht nur viermal so schnell, er reduziert nach Herstellerangaben zudem die Strahlenbelastung gegenüber den alten Geräten um bis zu 66 Prozent. »Thorax-Untersuchungen dauern heute nur noch sieben Sekunden«, erläutert Axel Gräwingholt, Geschäftsführer und einer von acht Ärzten der Paderborner Gemeinschaftspraxis für Radiologie und Nuklearmedizin. »So lange kann wirklich jeder Patient die Luft anhalten.«
Durch die überaus kurzen Messzeiten lassen sich auch bewegende Organe wie das Herz darstellen. Selbst kleinste Metastasen und Tumore - zumindest in der Lunge - werden dank der hohen Bildauflösung sichtbar. »Ein weiterer Vorteil ist der computergestützte Zweitbefund«, erläutert Gräwingholt. Auf kleinste Lungenveränderungen macht das Gerät den Arzt praktisch selbständig aufmerksam. Über das Internet kann sich der Radiologe zudem weltweit mit Kollegen austauschen und bei schwieriger Diagnostik weitere Meinungen einholen oder auf eine Vergleichsdatenbank zurückgreifen. »Das ist schon ein echter Fortschritt für die Patienten«, beton Axel Gräwingholt.
Etwa 65 000 Patienten werden laut Gräwingholt jährlich in der Praxis Alte Torgasse untersucht. »Wir haben täglich ca. 50 CT-Patienten.« Die nächste Investition ist bereits geplant: ein digitales Mammographiegerät. Das lässt sich dann vielleicht einfacher installieren als der Computertomograph. Für den sperrigen Riesenkasten musste nämlich extra ein 60-Tonnen-Kran mit 65 Meter langem Ausleger anrücken. Über andere Häuser hinweg bugsierte der Kranführer ohne Sichtkontakt, nur nach Anweisungen per Funk, den Apparat in einer Nachtaktion in die Praxis. Eine ganze Fensterfront war zuvor dafür ausgebaut worden.

Artikel vom 08.01.2005