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Meditative und
tröstende Musik

Benefiz-Orgelkonzert in der Münsterkirche

Von Ruth Matthes
Herford (HK). »Eine geeignetere musikalische Veranstaltung zugunsten der Flutopfer kann es wohl nicht geben«, urteilte Bürgermeister Bruno Wollbrink am Donnerstagabend im Münster. Er hatte die Schirmherrschaft über das Benefiz-Orgelkonzert des Kantors Stefan Kagl übernommen. 1500 Euro spendeten die Besucher am Ausgang für die Diakonie-Katastrophenhilfe.

Ziel der Organisatoren Kagl und Pastorin Katharina Töns war es, sowohl Notleidenden zu helfen, als auch Herfordern, die das Geschehen mit Fassungslosigkeit und Trauer verfolgen, Trost zu spenden.
So hatte Stefan Kagl ein Programm zusammen gestellt, dessen Kompositionen den Zuhörern Raum zur Meditation gaben, sie zum Nachdenken anregten, aber auch zu einem »optimistischen Blick nach vorn« anspornten, zu dem auch Bürgermeister Wollbrink in seiner Ansprache aufrief. Es sei Zeit, dass die Menschen sich wieder ihren Nachbarn zuwendeten.
Kagl hatte vornehmlich Kompositionen ausgewählt, die sich inhaltlich auf Weihnachten und das neue Jahr bezogen. Er eröffnete sein Konzert mit einer markant gestalteten Toccata und einer vorwärts drängenden, sehr eindringlichen Interpretation der Fuge d-Moll von Johann Sebastian Bach. Abschied vom Jahr 2004 nahm er mit dem besinnlichen Bach-Orgelchoral »Das alte Jahr vergangen ist«, dem er ein Präludium samt Fuge D-Dur des Altmeisters folgen ließ, das temperamentvoll ins neue Jahr zu stürmen schien. Optimismus strahlte vor allem die Fuge aus, die Kagl in einem voluminösen Klang münden ließ.
Ganz anders hingegen der Charakter der Orgelwerke Jean Langlais, die eine große Ruhe ausstrahlten und auf zarte Klangnuancen setzten. »Die Geburt Jesu« lautmalte Kagl als hell aufleuchtende Melodie vor dunklem Klanghintergrund.
Sehr reizvoll waren auch die beiden weihnachtlichen Kompositionen des Pariser Barock-Komponisten Louis-Claude Daquin, vor allem »Noël sur les Flutes«, bei der Kagl die Flöten der Orgel zart trällern ließ. Mit Buxtehudes abwechslungsreichem Choralvorspiel »Wie schön leuchtet der Morgenstern« erinnerte er an das Dreikönigsfest und ließ schließlich nach einem romantischen »Gebet« von César Franck das Konzert mit einer virtuosen Interpretation der dynamisch wie rhythmisch effektvollen Toccata aus der 5. Symphonie von Widor ausklingen.

Artikel vom 08.01.2005