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Im Winter den
Frühling spüren

Malz und sein gereimter Optimismus

Vlotho (man). Wenn es draußen kalt ist, denkt Dr. Ulrich Malz bereits an den nächsten Frühling. Gereimte Kostproben seiner opimistischen Lebenseinstellung gab der Vlothoer bei einer Lesung im Haus Malz.

Unter dem programmatischen Motto »Auf jeden Dezember folgt wieder ein Mai« hatte der ehemalige Arzt zu einem Rezitationsabend eingeladen. Auf Eintrittsgelder verzichtete Dr. Malz, stattdessen bat er um Spenden, die zum Erhalt des Hauses in der Langen Straße beitragen.
Dr. Malz wird nicht müde zu betonen, worum es geht. Es gebe durchaus ältere Gebäude in Vlotho, räumte er ein. Aber keines sei über mehr als 300 Jahre nahezu unverändert erhalten worden.
Mit Hilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz soll dem bedeutenden Haus ein immerwährender Frühling gesichert werden - womit der Vortragende beim Thema seiner Lyrik wäre.
»Der Frühling springt uns plötzlich an« lautet eines seiner Gedichte, die den Januar-Blick der Zuhörer in die Zukunft lenken sollen. Doch Dr. Ulrich Malz beginnt mit dem Kontrast. Das erste Gedicht trägt den Titel »Pessimismustag«, dort heißt es: »Die Mundwinkel hängen herunter/Kein Sonnenstrahl macht einen munter.« Zum Pessimisten passt, dass er sich in seiner Stimmung einrichtet, »mies gelaunt erscheinen« möchte. Am Schluss folgt der - auch ärztliche - Hinweis, dass sich mit Heiterkeit besser und länger leben lässt.
Für viele Menschen gehört der Februar am Ende des Winters zu den besonders ungeliebten Monaten. Alles eine Frage der Einstellung würde Dr. Malz wohl sagen. Wenn er im Februar am Höferweg spazierengeht, hat er trotz oder wegen der Kälte den Lenz im Sinn. Glücklich zu schätzen ist der, der dann »im Innern tief des Frühlings Kommen spürt«.
Der Vortragende liebt seine Heimat, die Natur, die vielen Ausblicke, die Vlotho von verschiedenen Punkten aus ermöglicht. »Das Kaiserdenkmal grüßt fern wie ein Zwerg«, bringt Dr. Malz die Weite in gereimte Verse. Zwar bewegt er sich auf traditionellen Lyrikpfaden, doch ist er zumindest bemüht, Abgegriffenes zu vermeiden. Als ganz schlimm empfindet er die inflationäre Verwendung der Tulcholsky-Formulierung »Die Seele baumeln lassen«. Der Vlothoer sagt dazu: »Mir hängt das Zitat zum Halse heraus.«
Dann lieber wie Dr. Malz vom Frühling, von den Schwalben und vom Osterhasen dichten - eine weitere Lesung folgt am 15. Januar. Beginn ist um 19.30 Uhr.

Artikel vom 07.01.2005