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Die große Abschieds-Party:
Schlussakkord in der »Villa«

Samstag wird nochmal gefeiert - Pläne für die Zukunft

Versmold (igs). Der alte Roller an der Wand über dem Ecktisch,Êdie Nähmaschinen im Regal, der typische »Villa«-Geruch: Damit ist am Samstag endgültig Schluss. Inhaber Dietrich »Dixi« Ellerbrock möchte das Kapitel »Kultkneipe Villa« allerdings nicht sang- und klanglos beenden - sondern, wie es sich für die Rock-Kneipe gehört - mit einem lauten Schlussakkord.

22 Jahre hat »Dixi« mit der »Villa« Musikkneipen-Geschichte geschrieben. Im Dezember hat er seinen Pachtvertrag gekündigt, bis zum 31. März will er das komplette Inventar abbauen, das die »Villa« erst zur »Villa« gemacht hat. »Das wird ein ziemliches Stück Arbeit«, sagt der 52-Jährige.
Nicht ohne Hintergrund: Der Versmolder plant bereits etwas Neues. Neben der Kneipe »Dixi« am Bahnhof möchte er die »Villa« an anderer Stelle wieder zum Leben erwecken. Allerdings nicht mit regelmäßigen Öffnungszeiten, sondern als mietbares Lokal, in dem Abifeten, runde Geburtstage und andere Veranstaltungen gefeiert werden. Und das alles mit dem Original-Inventar und der Original-Mannschaft. »Das Team ist einfach toll und steht hinter mir«, freut sich »Dixi«. Wann und wo es in Versmold weitergeht, verrät er noch nicht. »Ich hoffe, dass Weihnachten wieder gefeiert werden kann«, kündigt er an, dass auch die traditionelle Heiligabend-Party eine Zukunft haben soll. Zur letzten, schätzt er, kamen bis zu 800 Gäste -Êund die »Villa« war rappelvoll. So soll es auch am Samstag, 8. Januar, sein, wenn sich um 20 Uhr zum letzten Mal die »Villa«-Türen öffnen. »Ich hoffe, dass noch einmal alle kommen.« So wie Heiligabend, als sogar Töchter mit ihren Müttern kamen, die früher ebenfalls Stammgäste waren. Die »Villa« funktioniert eben generationsübergreifend.
Am 9. März 1983 hatte »Dixi« die Musikkneipe eröffnet. Drei Monate hatte es gedauert, bis er aus dem »Park-Pavillon« die »Villa« gemacht hatte. Unzählige Bands haben dort gespielt -Êwie »High Voltage«, »Vocky und die Poor Boys«, »Maracatu« und »The Beatfive«. Mit einem Maifest feierte die »Villa«-Mannschaft 1985 die Eröffnung des Biergartens. Frischbierrallyes mit dem Auto oder eine 48-Stunden-Fete wurden ebenso veranstaltet wie Open-Air-Konzerte - »Aber immer auf der Rockschiene -ÊTechno oder House gibt's mit mir nicht.« Trotz Êoder gerade wegen - der »altertümlichen Musik« halten vor allem die 16- bis 24-Jährigen der »Villa« die Treue. »Bei den Konzerten war das Publikum natürlich auch älter.«
Den Donnerstag als klassischen »Villa-Tag« hofft Dixi, mit in seine Kneipe nehmen zu können. »Die Villa wird mir trotzdem fehlen.« Einer Sache wird er jedoch nicht nachtrauern: In den vergangenen Monaten -Ênach der Schließung des »Nanu« und des »Club Bottle« - habe es jedoch vor allem draußen immer öfter Ärger gegeben, Ênicht mit Villa-Gästen, sondern mit Leuten, die vor der »Villa« Alkohol tranken und randalierten. »Dixi« ist jedenfalls gespannt, was mit den Räumen passiert, die er komplett leergeräumt Ende März übergeben will.

Artikel vom 07.01.2005