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Landschaft - schön und schrecklich zugleich

Sieben verschiedene Eindrücke von der Paderborner Hochfläche - Ausstellung ab Sonntag

Andrea Pistorius
(Text und Foto)
Borchen-Dörenhagen (WV). Düstere Kargheit bis zum Horizont: So sehen die einen die Paderborner Hochfläche; andere dagegen erinnern sich gern an die opulent leuchtende Farbenpracht zur Zeit der Rapsblüte oder an stille Momente in abgeschiedenen Talmulden. Sieben Künstler aus dem Hochstift haben ihre persönlichen Eindrücke von der Paderborner Hochfläche mit Farbe und Pinsel festgehalten, um sie in einer gemeinsamen Kunstausstellung in Dörenhagen zu präsentieren.

Heide Welslau ist von der Weite der Landschaft beeindruckt. Ihre abstrakt gehaltenen Impressionen bestehen aus Himmel und Horizont in einer klaren Gliederung des großformatigen Bildgrunds. Starke Farbkontraste sorgen für Spannung, eingearbeitete Materialien wie Sand, Mohnsamen oder eine Vogelfeder geben den Farbbflächen Struktur.
Bis in die Unendlichkeit lässt auch Wolfgang Brenner seine Blicke schweifen, und dies vorzugsweise durch den Sucher einer Fotokamera. Seine Schwarz-Weiß-Aufnahmen, die er nachträglich am Computer oder im Labor bearbeitet und sepiabraun einfärbt, sind melancholische Stimmungsbilder, ganz gleich, ob er die ganze Landschaft oder Details daraus zeigt.
Karg bis abweisend erlebt Renate Ortner die Hochfläche. Ihre fünf Landschaftscollagen auf Holz sind äußerst sparsam ausgestattet. Zwei Papierschnipsel in Braun stellen den Ackerboden, zwei weitere in Blau den Himmel dar; dazwischen finden sich kleine Buschgruppen, eine einsame Scheune, ein Ensemble aus Windmühlen. Ein grauer Strich markiert den Horizont und verbindet durchgehend das fünfteilige Panorama.
Kälter und windiger als direkt benachbarte Orte: So beschreibt auch die Dörenhagenerin Andrea Simon ihre Heimat. Sie verwendet gedeckte Aquarellfarben für ihre Landschaftsbilder, die sie relativ trocken auf rauem Papier aufträgt. Auf diese Weise entsteht ein spröder Eindruck, den sie durch eine abstrahierende Malweise verstärkt.
Ganz anders sieht Ilona Ernst die Hochfläche. Sonne durchflutet ihre Aquarellbilder in traditionellem Stil, die die Landschaft im Wechsel der Jahreszeiten zeigen. Sanft wölbt sich ein immer blauer Himmel über das Arrangement aus geschwungenen Hügeln, Bäumen und Wegen.
Friedrich Krause hat denselben Blick für die Details der Landschaft, wobei er sich auf die Darstellung von Konturen beschränkt. Seine Zeichnungen und Druckgraphiken lassen selbst im strengen Schwarz-Weiß-Kontrast die Hochfläche freundlich und einladend wirken.
Über und unter die Erde richtet Christine Steuernagel den Blick. Ihre drei »Profile« genannten Collagen in erdigen Farbtönen können eine Nahbetrachtung des allgegenwärtigen Ackerbodens sein, oder eine topographische Darstellung der Landschaft. Lebhafte Strukturen erzielt sie durch die mehrlagige Schichtung von bemaltem Bütten- und Seidenpapier, das sie nachträglich mit schwarzen Stiften zeichnerisch bearbeitet.
Eröffnet wird diese 6. Dörenhagener Kunstausstellung im Bürgerhaus am Sonntag, 9. Januar, um 11 Uhr mit einem einführenden Kurzvortrag der Kunsthistorikerin Dr. Alexandra Sucrow. Die Arbeiten sind danach bis 23. Januar zu sehen (geöffnet ist samstags von 14 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 18 Uhr). Am 16. Januar findet um 11 Uhr eine Matinee mit der Folk-Formation »Henkersmahlzeit« statt.

Artikel vom 07.01.2005