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Perfektion in Ton und Tempo

Stürmischer Applaus: Justus Frantz

Von Andrea Auffenberg
Paderborn (WV). Der schillernde Name Justus Frantz steht jederzeit für erstklassige Musikdarbietungen und gut gefüllte Konzerthäuser. Die Paderhalle war fast ausverkauft, als der Stardirigent und -pianist seine Neujahrstournee 2005 gemeinsam mit der »Philharmonie der Nationen« in Paderborn startete.

»LetÕs make music as friends« war einst der Leitspruch Leonard Bernsteins, der Justus Frantz 1995 auch zur Gründung dieses internationalen Orchesters, welches talentierte junge Musiker aus 40 Nationen musikalisch vereint, inspirierte. Ganz in diesem Sinne stand am Mittwochabend die exzellente Musik des weltweit anerkannten Klangkörpers im Vordergrund, während der Maestro selber sich publikumswirksam auf sein Ganzkörperdirigat konzentrierte.
Nach den Neujahrsgrüßen einzelner Musiker in ihren Muttersprachen folgte eine leidenschaftliche Interpretation der viersätzigen 2. Sinfonie e-Moll von Sergej Rachmaninow, in der europäischen Musikgeschichte der letzte der großen russischen Romantiker. Füllige Klangdichte, bis ins letzte Detail dynamisch präzise Abstufungen leisester Töne bis hin zu geradezu bombastischen Sequenzen sowie absolute Konzentration auf die Anweisungen des Dirigenten bestimmten den ersten Satz »Largo. Allegro moderato«. Dem »Allegro molto« schloss sich das getragene »Adagio« an, welches gegen Ende hauchzart ausklang. Unter dem theatralisch gestenreichen Dirigat des Philharmonie-Chefs beendeten die Musiker als in sich geschlossene Einheit das spektakuläre und schwere Werk.
Da spielte kein Blechbläser zu hart, kein Schlagwerk zu laut und keine Streichergruppe zu dezent - alles war genauestens aufeinander abgestimmt. Störend allein wirkte da eigentlich nur der Applaus nach dem ersten und dritten Satz, der dem Vortrag seine innige Geschlossenheit nahm.
Nach der Pause stand die »First Night of the Proms« auf dem Programm, eine Aneinanderreihung populärer und heiterer Kompositionen. Den Anfang machte die bekannte Ouvertüre aus »Wilhem Tell« von Gioacchino Rossini mit einem äußerst sensiblen Cello-Solo und einem furiosen Schluss, dem sich erste Bravo-Rufe anschlossen. Johann StraussÔ beschwingtem Walzer »Frühlingsstimmen« mit charmanten Harfenklängen in der Coda folgten Alexander Borodins orientalisch angehauchten »Polowetzer Tänze« aus »Fürst Igor«. In seiner zündenden Interpretation schwoll der Orchesterklang an und ab bis zum energiegeladenen Schluss, dem sich stürmischer Applaus anschloss.
Als Zugabe brachte Justus Frantz mit seinem Orchester unter anderem den lyrischen 10. slawischen Tanz Antonin Dvoráks.

Artikel vom 07.01.2005