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Haben Sie auch »alte Schätzchen« in Ihrem Besitz, die Ihnen immer noch gute Dienste leisten? Das HERFORDER KREISBLATT wird sie vorstellen. Bitte rufen Sie an, wenn Sie eine Geschichte zu erzählen haben: % 59 08 11.

Zeugen der
Vergangenheit

Bücher mit persönlichen Notizen

Von Birte Penshorn (Text)
und Oliver Schwabe (Foto)
Hiddenhausen (HK). Entlang der Wände im Hause Rottschäfer versetzen zahlreiche Regale voller Bücher den Besucher in Erstaunen. Wer dabei genauer hinsieht, entdeckt auch vier besondere Liebhaberstücke.

»Vor etwa 25 Jahren habe ich als Student in der Brockensammlung in Bethel gestöbert. Dabei sind mir diese vier Gesangbücher des Pfarrers Johannes Gottlieb Friedrich Rahn in die Hände geraten«, erzählt Pastor Ulrich Rottschäfer.
Der 1851 in Pyritz in Pommern geborene Pastorensohn ist in Westfalen eine bekannte Person, war er doch mit von Bodelschwingh befreundet und hat von 1895 bis 1919 das Kandidaten-Konvikt Bethel geleitet.
»Die Bücher fielen mir damals besonders auf, weil sie alle aus einer Hand kamen«, erzählt Ulrich Rottschäfer. Zuerst fand er nur eins, doch als er weiter wühlte, fielen ihm noch drei weitere »alte Schätzchen« in die Hände. Als er die Bücher dann aufschlug, erwartete ihn eine weitere Überraschung. In allen vier Gesangbüchern fanden sich handschriftliche Widmungen, Zeugnisse des ehemaligen Besitzers.
Besonders auf einen Fund ist der Pastor stolz. Ein aufwendig verarbeitetes Gesangbuch, das 1887 in Pommern/Stargard gedruckt wurde. Der Einband ist aufwändig geprägt, die Seiten mit Goldschnitt verziert. Die Besonderheit ist jedoch eine andere. »In diesem Buch befindet sich noch ein langer Text auf einer der ersten Seiten, den Rahn selber geschrieben hat«, bemerkt Ulrich Rottschäfer. Hierin heißt es: »Als ich dies liebe Buch von Mutterchen empfing, befand ich mich nervenleidend zur Kur in Wiesbaden mit Frau und Kind. Mutterchen selbst war um diese Zeit recht schwach, meist zu Bette liegend und mit großen Schmerzen kämpfend. Dennoch hat sie mit zitternder Hand noch ihren Namen in dies Buch geschrieben. Dies ist das letzte Geschenk auf Erden von unserem guten Mutterchen an mich. Am 13. Februar 1890 ist sie selig heimgegangen.«
»Für mich ist es immer noch unbegreiflich, warum die Nachkommen diese Erinnerungen nicht aufbewahrt haben«, fügt der Pastor kopfschüttelnd hinzu.

Artikel vom 07.01.2005