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Fruchtbare Kooperation
von Kirche und Musikern

Viele Kantoren studieren an der Detmolder Hochschule

Detmold/Kreis Lippe (SZ). Sie sind Nachbarn und sie ergänzen sich gegenseitig: die Lippische Landeskirche mit ihren Gemeinden und die Hochschule für Musik Detmold. Junge Kirchenmusikstudenten nutzen die Kirchen in Lippe, um dort Orgel zu üben, und die Gemeinden freuen sich über talentierte Organisten und gut ausgebildete Kirchenmusiker.

Simon Reichert ist 24 Jahre alt. Er stammt aus Gütersloh, und er hat ein Talent: Simon kann Orgel spielen. Und zwar so gut, dass er schon mit 17 Jahren als Jungstudent regelmäßig an der Hochschule für Musik in Detmold unterrichtet wurde. Nach dem Abitur bestand Simon die Aufnahmeprüfung für das Studium der evangelischen Kirchenmusik, womit für den jungen Studenten - wie für alle Kirchenmusiker - eine harte Schule begann. Denn dieses Studium umfasst viele Fächer. Orgel gehört dazu, Orgelimprovisation, Chorleitung, Klavier, Gesang oder auch Liturgik, Musikgeschichte und Sprecherziehung.
Und das Studium war für Simon nicht die einzige Herausforderung. Von Anfang an konnte er mit einer halben Stelle als Chorleiter die Kantorei Augustdorf an der evangelischen Militärkirchengemeinde übernehmen: »Dort suchten sie damals händeringend jemanden und als Student ist man froh, wenn man eine gut bezahlte Stelle bekommt, mit der man sein Studium finanzieren kann«, erinnert sich der Musikstudent. »Die Zeit in Augustdorf war wichtig für mich, ich hatte dort viel Unterstützung und konnte praktische Berufserfahrung sammeln.« Denn ein Kantor ist nicht nur jemand, der Chöre dirigiert oder die Orgel beherrscht. Ein Kantor muss Managementqualitäten mitbringen. »Ich habe in Augustdorf zum Beispiel gelernt, Konzerte zu organisieren. Da muss neben dem eigentlichen musikalischen Programm so viel bedacht werden, zum Beispiel dass die Kirche beheizt ist, die Beleuchtung muss stimmen, die Kasse gemacht werden, Probenpläne müssen rechtzeitig versandt werden und vieles mehr.«
Diese Arbeit hat sich für Simon Reichert doppelt ausgezahlt: er konnte als Student nicht nur gleich in die Praxis einsteigen, er ist inzwischen auch der fest angestellte Kantor der Gemeinde. Im Sommer hat er sein A-Examen an der Musikhochschule bestanden. Doch das Studium ist noch nicht vorbei: mit der künstlerischen Ausbildung an der Orgel erwirbt sich Simon Reichert gerade weitere wichtige Zusatzqualifikationen.
Für die Zukunft hat er einen Wunsch: »Es wäre schön, wenn die Kirchen sich den Studenten noch mehr öffnen würden. Manchmal ist die Absprache schwierig. Doch wir sind zum Üben auf die Orgeln angewiesen. Und die Gemeinden profitieren davon, sie bekommen gut ausgebildete Kirchenmusiker.« Ein Anliegen, das Professor Gerhard Weinberger, Leiter des Studiengangs Kirchenmusik, unterstützt: »Immerhin waren drei Detmolder Kantoren meine Schüler«, berichtet er. »Ich muss aber auch sagen, die Kirchen helfen uns schon weiter. Unsere vier Orgeln an der Hochschule stehen gerade wegen Umbauarbeiten nicht zur Verfügung, wir sind zum Beispiel auf die Detmolder Christus- oder die Versöhnungskirche angewiesen. Das Üben und Unterrichten dort funktioniert gut.«
Einen Eindruck eines festlichen kirchlichen Orgelkonzerte gibt es am Sonntag, 16. Januar, um 17 Uhr, in der St. Martinskirche Bad Lippspringe. Auf Einladung des katholischen Pfarrverbundes Schlangen/Bad Lippspringe spielt Thomas Nüdling (Detmold) an der großen romantischen Orgel der Martinskirche. Es erklingen Werke von Bach, Buxtehude, Karg-Elert (Jesu meine Freude) und Peeters. Der Eintritt ist frei. Um eine Spende für die kirchenmusikalische Arbeit wird gebeten.

Artikel vom 05.01.2005