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Zahlen im Jahr 2005 verbessern

Hauptkommissar Volker Pfeiffer schaut auf 2004 zurück und wagt Ausblick

Espelkamp (WB). Gerade erst ist Volker Pfeiffer, geb. Spitzbarth, in den Hafen der Ehe eingelaufen (wir berichteten in der Silvester-Ausgabe). Und auch beruflich ist der 38-jährige Leiter der Polizeiwache Espelkamp voller Tatendrang. Im Gespräch mit WB-Redakteurin Stefanie Westing schaut der Hauptkommissar auf das Jahr 2004 zurück und wagt einen Ausblick auf die kommenden zwölf Monate.

Wie ist das Jahr 2004 aus polizeilicher Sicht in Espelkamp und Rahden gelaufen?
Volker Pfeiffer: Aus meiner Sicht sehr gut. Die Verkehrsunfalldaten für das gesamte Jahr liegen zwar noch nicht vor, aber vom Trend her sind die Zahlen in Espelkamp rückläufig, sowohl was die Anzahl der Unfälle angeht, als auch mit Blick auf die Zahl der Verletzten. In Rahden wird sich an der Statistik aus dem Jahr 2003 wenig geändert haben, aber dort ist die Anzahl sowieso recht gering.

Also sind Sie mit den Erfolgen zufrieden?
Auf jeden Fall. In Rahden zum Beispiel haben wir eine Serie von Einbrüchen aufgeklärt und die Täter auf frischer Tat ertappt. Dort ist viel Personal vom Kommissariat Zentrale Kriminalitätsbekämpfung im Einsatz gewesen, und auch technisch wurde viel investiert. Es ist nämlich gar nicht so einfach, jemanden in Tonnenheide bei Nacht unauffällig zu observieren. Allgemein kann ich sagen, dass viele Dienststellen sehr intensiv zusammenarbeiten.

Es gab 19 Tote auf den Straßen im Bereich der Polizeiinspektion Lübbecke-Bad Oeynhausen, davon auch viele schwere Unfälle mit mehreren Toten in Rahden und Espelkamp. Warum sterben so viele Menschen, zum Teil schuldlos, auf den Straßen?
Diese Frage stelle ich mir permanent. Wir haben sämtliche Maßnahmen zur Bekämpfung der Hauptunfallursachen wie zu schnelles Fahren oder Alkohol am Steuer verdoppelt oder verdreifacht. Manche Unfälle lassen sich einfach nicht verhindern. Wir können nur versuchen, einen möglichst großen Überwachungsdruck zu erzeugen und hoffen, dass sich die Verkehrsteilnehmer an die Vorschriften halten. Besonders tragisch ist es, wenn mehrere Leute in einem Auto sterben, wie zum Beispiel die drei Insassen, die im März auf der B 239 ums Leben gekommen sind. Dabei sind die Unfallzahlen und die der Verletzten vom Trend her rückläufig, aber leider die der Toten nicht. Auf Espelkamper Straßen starben im abgelaufenen Jahr fünf Menschen, im Jahr davor vier.

Warum gibt es gerade hier so viele schwere Unfälle?
In diesem ländlich strukturierten Gebiet sind viele Menschen auf ihr Auto angewiesen und fahren demnach auch sehr viel. Der Kreis Minden-Lübbecke hat in ganz Nordrhein-Westfalen die meisten zugelassenen Fahrzeuge. Dazu kommt, dass wir mit der L 770 und der B 239 zwei Straßen haben, auf denen aus Erfahrung relativ schnell gefahren wird. Dazu kommt oft Fehlverhalten - persönliches oder das von anderen: Wenn zum Beispiel einem Motorradfahrer die Vorfahrt genommen wird, können wir nichts machen.

Wie lassen sich Unfälle vermeiden?
Die Stichworte lauten: permanente, wiederkehrende und flächendeckende Kontrolle. Mit vielen Schwerpunkteinsätzen wollen wir einen Überwachungsdruck erzeugen. Außerdem gehen zwei Kollegen präventiv in Fahrschulen, zeigen den künftigen Fahranfängern dort Unfallbilder, um sie zu sensibilisieren. Ziel ist es dort, auch die Beifahrer zu erreichen. Die Freundin muss dem Fahrer sagen, er solle nicht so rasen, sich nicht ans Steuer setzen, wenn er Alkohol getrunken oder Drogen konsumiert hat. Mit Blick auf die Größenordnung der Stadt tun wir hier sehr viel.

Wie haben sich andere Statistiken, zum Beispiel Straftaten, entwickelt?
Die Zahlen liegen noch nicht vor, aber die Trends sind rückläufig. Schon in den vergangenen zwei Jahren ist die Anzahl der Straftaten zurückgegangen. Das gleiche erwarte ich für 2004.

Was sind die Ziele für 2005?
Stillstand wäre Rückschritt. Bis jetzt konnten wir sehr gute Arbeitsergebnisse der Kollegen verzeichnen, aber es soll noch besser werden. Ziele sind: weniger Unfälle, weniger Menschen, die auf den Straßen sterben, weniger Straftaten. Um das zu erreichen, sind wir auch an vielen Projekten beteiligt.

Welche besonderen Aktionen sind geplant?
Wir versprechen uns viel von dem Projekt Zivilcourage im Februar, das mit dem Fußballturnier mit Arminia Bielefeld beginnt. Durch dieses Projekt wollen wir die Bürger der Stadt und der Region wachrütteln, aktiv zu werden und einzugreifen, wenn jemand Hilfe braucht - und wenn sie nur über 110 die Polizei rufen. Denn das Motto lautet: »Wer nichts tut, macht mit.« Mit Arminia Bielefeld haben wir ein gutes Zugpferd, um die Aktion der Öffentlichkeit nahezubringen. Regierungspräsident Andreas Wiebe hat angefragt, ob er sich beteiligen darf. Auch der Landrat hat den Termin im Kalender stehen. Das wird ein großes Ereignis, das die in Stadt in einem positiven Licht erscheinen lässt - und das ist von Vorteil für unsere Arbeit. Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass in Espelkamp viel passiert, dass viele Institutionen an der Problematik der Stadt mitarbeiten.

Wie will die Polizei die Menschen überzeugen, dass die Stadt nicht so schlecht ist wie ihr Ruf?
Muss die Polizei das? Wir können nur mithelfen, indem dokumentiert wird, dass die Straftaten zurückgehen, und indem wir spürbar präsent sind. Den Rest müssen Stadtverwaltung, Bürger und andere Einrichtungen leisten.

Artikel vom 05.01.2005