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Name:Wall
Vorname:Swetlana
Geburtsdatum:13. April 1987
Geburtsort:Obninsk (Russland)
Familienstand:ledig
Größe:1,60 m
Gewicht:55 kg
Stationen: SV Wewer, SC GW Paderborn
Beruf:Schülerin
Hobbies:Musik, Kino
Stärken:ehrgeizig, schnelles Umsetzungsvermögen
Schwächen:ungeduldig, leicht beeinflussbar
Lieblingsgetränk:Apfelschorle
Lieblingsessen:Tortellini á la panna
Lieblingsmusik:
Lieblingsurlaubsort:
Latino-Pop, Hip Hop
Spanien
Mit 17 Jahren schon zweifache Karate-Europameisterin: Swetlana Wall vom SC GW Paderborn.Foto: WV
KarateBeim Karate gibt es zwei Disziplinen: Kata und Kumite. Kata ist Gegensatz zum Kumite ein Scheinkampf. Dabei führt man ohne Gegner zwischen 30 und 60 verschiedene Techniken in alle Himmelsrichtungen aus. Das ist sehr anspruchsvoll, weil von den Kampfrichtern bei der Ausführung Perfektion verlangt wird. Da wird auf jeden noch so kleinen Wackler geachtet. Außerdem müssen wir in die Übung zwei Kiai (Schrei) einbauen. Karate ist ein sehr trainingsintensiver Sport, der den ganzen Menschen fordert. Zunächst muss man seinen Körper vollkommen beherrschen. Neben einer guten Kondition muss man auch lernen, im richtigen Moment, beispielsweise am Ende eines Sprungs, die Muskeln anzuspannen, also die ganze Kraft hineinzulegen. Dazu muss ich aber auch die zahlreichen Übungen auswendig lernen. Eigentlich kann ja jeder Karate betreiben, aber nur wenige schaffen es, perfekt zu werden.

AnfängeMit acht Jahren wollte ich unbedingt ein Hobby haben. Ich wohnte damals in Wewer und dort wurde in der Breitensportabteilung des Sportvereins auch Karate angeboten. Nach einiger Zeit hatte ich schon den blauen Gürtel. Ich wurde dann nicht mehr richtig gefordert. Deshalb habe ich mich mit zwölf Jahren nach einem anderen Verein umgesehen. Außerdem wollte ich jetzt richtig kämpfen lernen, um mich zu verteidigen. Ein Schulfreund, der beim SC Grün-Weiß Paderborn aktiv war, hat mich Anfang 2000 dort mit hingenommen Ich habe dann auch an Wettkämpfen teilgenommen, bin aber ein Jahr lang regelmäßig in der ersten Runde ausgeschieden. Da habe ich noch Kata und Kumite gemeinsam ausgeübt. Im Sommer 2001 belegte ich bei den NRW-Landesmeisterschaften in der Kata mit einem dritten Rang den ersten Podestplatz und habe mich dann ganz auf die Kata konzentriert.

SC GW PaderbornDer Wechsel von Wewer nach Paderborn war schon eine große Umstellung. Das Training beim SC Grün-Weiß war viel härter. Ich wurde gleich in die Leistungsgruppe eingestuft und hatte dreimal in der Woche Training. Ich war zu Beginn der schlechteste Kämpfer von allen. Da lag ich des öfteren am Boden. Die Trainingsbedingungen sind beim SC sehr gut. Wir haben ausreichend Hallenzeiten. Sowohl für die Technikschulungen als auch für Kraft- und Lauftraining gibt es genügend Möglichkeiten.

Horst KollmorgenHorst Kollmorgen ist mein Trainer. Seit 30 Jahren betreibt er Karate, ist Träger des fünften Dan und in der Szene ein sehr angesehener Experte. Er gilt als Erfolgstrainer. Für mich ist er immer da, er gibt mir auch Einzeltraining. Wir verbringen viel Zeit miteinander, weil ich fünfmal in der Woche bis zu anderthalb Stunden mit ihm trainiere. Vor großen Wettkämpfen auch zweimal täglich. Manchmal muss er mich beim Training schon antreiben, weil ich auch nicht immer Lust auf Karate habe, denn auf meinem Niveau macht man nur noch langsam Fortschritte. Zwischen Horst Kollmorgen und mir geht es ganz harmonisch zu, ich vertraue meinem Trainer.

Mladen PetkovicEr ist in meiner Disziplin ebenfalls Europameister geworden und war ja auch beim SC Grün-Weiß. Leider habe ich nie mit ihm trainiert, da er seine Laufbahn ganz beendet hat und fortgezogen ist. Vor den Deutschen Meisterschaften 2004 allerdings war er an einem Wochenende zu einem Workshop in Paderborn. Da war schon zu sehen, dass er ein unglaubliches Know-how hat und viele Techniken beherrscht.

Bodokan BochumNach meinen ersten Erfolgen bekam ich eine Einladung vom Bochumer Karate-Klub Bodokan, wo der sehr angesehene Trainer Bernd Milner arbeitet. Für den SC Grün-Weiß starte ich bei Meisterschaften im Einzel, für Bodokan in der Teamwertung. Mit zwei weiteren Karateka gilt es dabei eine synchrone Übung zu zeigen. Obwohl wir nicht oft miteinander trainieren, klappt das ganz gut und wir haben auch schon einige Erfolge zusammen feiern können. Vor wichtigen Wettkämpfen bin ich einmal in der Woche in Bochum. Wenn es passt, verbringe ich aber auch mal eine ganze Ferienwoche dort. Ich wohne dann bei der Familie Milner.

EuropameisterschaftBei der Shotokan-EM im vergangenen November in Cadiz bin ich dreimal gestartet. Neben dem Jugend-Europameistertitel in der Kata und dem dritten Platz bei den Juniorinnen habe ich auch noch den ersten Platz im Team belegt. Dabei bin ich erst eine Stunde vor dem Wettkampf ins Team gekommen, weil eine andere Sportlerin krank geworden ist.

NationalkaderIm Januar 2003 berief mich Bundestrainer Siegfried Hartel zum ersten Mal in den deutschen Nationalkader. Viermal im Jahr nehme ich am Stützpunkt in Frankfurt an Lehrgängen teil.

BekanntheitsgradDank meiner Erfolge bin ich in Nordrhein-Westfalen, eigentlich in ganz Deutschland, in der Karate-Szene bekannt. Das spiegelt sich ja auch in der Berufung in den Nationalkader wider, was natürlich eine große Ehre für mich ist. Dadurch wächst aber auch der Druck, denn die Konkurrenz ist groß. Ich darf mir keinen Aussetzer mehr erlauben. Es gab im vergangenen Jahr schon Situationen, in denen mich Trainer von Konkurrentinnen auf vermeintliche Fehler hingewiesen haben. Wahrscheinlich nur, um mich ein wenig zu verunsichern.

ZieleDeutsche Meisterin bin ich noch nicht gewesen. Das habe ich mir für das neue Jahr bei den Juniorinnen, bei denen ich jetzt starte, vorgenommen. Dass ich den zweiten oder dritten Platz erreichen kann, weiß ich. Ich will aber den Sieg oder gar nichts. Wenn ich mein Leistungsniveau halte, kann ich den Meistertitel holen.

Mein schönster SiegDas war bei den NRW-Landesmeisterschaften 2004. Dort habe ich im Einzel mit Stina Mantei eine langjährige Konkurrentin, an der ich zuvor nie vorbeigekommen bin, zum ersten Mal besiegt.

Meine schlimmste NiederlageBei der Deutschen Meisterschaft 2004 galt ich als Favoritin. Die dort startenden Gegner hatte ich vorher fast alle geschlagen. Doch es kam ganz anders. Einen Tag vor der Meisterschaft hatte ich einen Infekt und war ziemlich geschwächt. Die Folge war, dass ich gegen eine Konkurrentin verlor, die ich normalerweise geschlagen hätte und rausflog.

Ich wünsche mir . . .  . . .dass ich meine sportlichen Ziele erreiche sowie ein gesundes und schönes Leben.

Aufgezeichnet von:
Markus Schlotjunker

Artikel vom 15.01.2005