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Aktiver Streiter für den Glauben

100. Todestag von Wilhelm Schamoni

Oeynhausen (WB). Eine eindrucksvolle Gedenkstätte errichtete die Gemeinde Oeynhausen ihrem ehemaligen Vikar Wilhelm Schamoni 1992 auf einer Erhebung vor dem Dorf. Seitdem erinnert ein weithin sichtbares Schamoni-Kreuz an den großen Glaubensstreiter.

Vor 100 Jahren, am 4. Januar 1904, wurde Wilhelm Schamoni in Hamm geboren. Nach Absolvierung des Kath. Gymnasiums Werl und Studien in Löwen, Innsbruck und Paderborn wurde er 1930 in der Domstadt zum Priester geweiht. Einige Jahre war er Kaplan in Gotha, dann übernahm er 1935 die Vikarstelle der Gemeinde Oeynhausen bei Nieheim.
Dort entstand auf Grund europaweiter Bibliotheksreisen sein weltberühmt gewordenes Buch »Das wahre Gesicht der Heiligen«. In zahllosen, auch nachhinein fortgesetzten, Porträts schuf Schamoni eine realistische, von Legenden nicht verschminkte Hagiographie, die sich auf Fotografien oder möglichst naturalistische Bildnisse der Heiligen stützte.
Die Beschäftigung mit den in Rom und Paris vorgelegten Heiligsprechungsakten - es handelt sich dabei um nüchtern geführte, durch Eide bekräftigte und zum Teil wissenschaftlich fundierte Gerichtsakten - führte ihn zu der Erkenntnis, dass die im Neuen Testament geschilderten Wunder Jesu zahlreiche bezeugte Parallelen in den Lebensläufen der Heiligen aufweisen. »Wunder sind Tatsachen« betitelt er ein weiteres Buch, das er - gefördert durch einen amerikanischen Spender - an Geistliche und Religionslehrer kostenlos verteilen ließ.
Seine tiefe Glaubensbezeugung führte zu Konflikten mit dem nationalsozialistischen Regime. Eine Adventspredigt vor in Oeynhausen einquartierten Soldaten im Dezember 1939 wurde als »Wehrzersetzung« angezeigt. Nach Gefängnisaufenthalten in Paderborn und Bielefeld wurde der Theologe Insasse des Konzentrationslagers Dachau bis 1945, wo er im »Pfaffenblock« schwersten Belastungen und tiefsten Erniedrigungen ausgeliefert war. Eine Freilassung gegen das Versprechen, sein Priesteramt aufzugeben, lehnte er ab.
Nach dem Krieg wurde er Pfarrer einer kleinen Gemeinde im Sauerland, gleichzeitig Exerzitienmeister für junge Priester des Erzbistums und Gründer einer Dokumentationsabteilung mit der Sammlung von Kopien unzähliger Kanonisationsakten an der Erzbischöflichen Akademiebibliothek. Er trat auch als vielseitiger Autor in Erscheinung.
1970 begründete er - kurz nachdem Papst Paul VI. von der »Selbstzerstörung« der kath. Kirche gesprochen hatte - die noch heute bestehende Monatszeitschrift »Theologisches«, in der namhafte Kardinäle und hochkarätige Theologen und Wissenschaftler Beiträge veröffentlichen. Sie setzen sich kritisch mit den Häretischen Erscheinungen des Modernismus auseinander.
Wilhelm Schamoni ist am 25. August 1991 in Altötting verstorben, hochgeehrt durch den Papst und den Paderborner Erzbischof Johannes Joachim Degenhardt.
Helmut Birkelbach

Artikel vom 05.01.2005