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»Doc« Mosen fühlt Pferden auf den Zahn

Tierzahnarzt aus der Nähe von Hannover sorgt für ein gesundes Gebiss bei den Vierbeinern

Von Andreas Kokemoor
Drohne (ko). Das Jahr beginnt mit guten Vorsätzen. Einer lautet oft: »Ich müsste mal wieder zum Zahnarzt.« Allzu gerne jedoch drückt »Mann« oder »Frau« sich davor. Doch nicht nur die Menschen müssen auf ihre »Beißerchen« Obacht geben. Auch das Gebiss von Pferden muss regelmäßig untersucht werden.

Besuch vom »Pferdezahnarzt« Hermann Mosen aus Nord-Stemmen bei Hannover erhielten zehn vierbeinige Patienten des Fahrclubs »Zwölf Eichen«. Auch drei Pferde von Birgit Barre-Wobker, Vorsitzende des Clubs, wurden auf den »Patientenstuhl» gebeten. Sie hatte ihre Tiere bereits »seelisch« auf den Besuch des Tier-Doktors vorbereitet.
Spätestens, als der Zahnpfleger die verschiedenen Geräte auspackt, die da wie Folterinstrumente aussehen, bekommt man es als Zuschauer mit der Angst. Doch Mosen weiß, Ruhe und Gelassenheit ist bei einem solch großen und starken Patienten wie einem Pferd wichtig. Wie ein »Pferdeflüsterer« spricht er dem Friesen »Maurits« zu: »Du brauchst keine Angst zu haben.« Dann greift er mit seiner Hand in das Maul des Pferdes und fühlt auf die bis zu 60 Zähne. Er legt dem Tier ein Maulgatter an: »Das ist die Versicherung für meine Hände«, so Mosen.
Mit der riesigen Raspel, die Ähnlichkeit mit einem Stemmeisen hat, beginnt er, mit viel Gefühl an den Zähnen des Tieres zu arbeiten. »Nur keinen Fehler machen. Wenn der Zahnarzt dem Pferd weh tut, dann macht der Friese aus dem Stall Kleinholz«, warnt Birgit Barre-Wobker. Doch Maurits bleibt ruhig, er zuckt nicht einmal. Während das Pferd behandelt wird, schauen ihm seine Stallgefährten zu.
Aber die Probleme, die Maurits hatte, waren gering, wie auch die der anderen Pferde von Birgit Barre-Wobker. Denn ihre Pferde bekommen mindestens ein Mal im Jahr Besuch vom Zahnheilkundler.
Natürlich kann ein Pferd nicht sagen: »Ich habe Zahnschmerzen.« Aber es gibt viele Hinweise auf mögliche Zahnprobleme -Êzum Beispiel plötzliche Änderung in der Rittigkeit oder auch Verletzungen an der Zunge. Häufige Zahnkrankheiten, die bei Pferden entstehen, sind unter anderem scharfe Kanten der Backenzähne.
Pferdezahnheilkunde ist wichtig. Denn die Vierbeiner sind auf ein gutes Gebiss angewiesen Pferde entwickelten sich während der Evolution zu Steppentieren. In der freien Natur nahmen sie etwa zwölf Stunden pro Tag Futter auf. In der Boxenhaltung beträgt die Fresszeit von hochkonzentriertem Futter nur zwei bis drei Stunden pro Tag. Die Folgen: ungenügender Abrieb der Zähne. Gut, dass es da jemanden wie Hermann Mosen gibt, der den Berufszweig des Zahnpflegers in den USA erlernt hat. Der Diplomagraringenieur arbeitet seit 1988 hauptberuflich mit Pferden.

Artikel vom 04.01.2005