31.12.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Herr Sylvester sagt »Prosit!«

Sein Name bietet Ruheständler aus Halle viel Anlass zum Amüsement

Von Klaudia Genuit-Thiessen
Halle (WB). Der Schlachter nimmt die Bestellung mit Routine entgegen. »Vielen Dank, Herr Sylvester!«, sagt er und packt Fleisch und Wurst zusammen. Doch ein kleiner Junge gerät ins Staunen. »Na denn: Prost Neujahr!«, ruft der Kurze ungläubig. Kein Scherz, sondern eine wahre Geschichte um einem Mann mit dem Namen Wolfgang Sylvester.

Dieser Familienname sorgt das ganze Jahr über für ein Schmunzeln. Am letzten Tag des Jahres, an Silvester oder Sylvester, wie es in der alten Schreibweise heißt, wird oft herzhaft gelacht. Doch Wolfgang Sylvester nimmt die Reaktionen mit Humor. Ein Ärgernis war sein Name für ihn noch nie. Eher ein Anlass zum Amüsement mit einem Hauch von Festlichkeit.
Zum 61. Mal hebt der Wahl-Haller heute an seinem Namenstag das Glas auf den Tagesheiligen, den Papst Sylvester, der um 300 nach Christus lebte. Und damit er weder den Tag vergisst noch das Auto auf dem Parkplatz, hat er dafür gesorgt, dass sein Passat die Kfz-Nummer »GT WS-3112« bekommen hat.
Der Ruheständler hat seine Brötchen früher als Finanzbeamter verdient. Als er für den Buchstaben »N« zuständig war, musste er eines Tages auch einen Brief von »Herrn Neujahr« beantworten. Der wird nicht schlecht gestaunt haben über die Post aus der Behörde, unterzeichnet »Hochachtungsvoll und mit freundlichen Grüßen, Sylvester«.
Damals arbeitete man in den Behörden halbtags auch am Heiligen Abend und an Silvester, wie der gebürtige Bielefelder erzählt. Lustig wurde es immer, wenn er sich am Telefon melden musste. »Finanzamt. Sylvester«, grüßte er freundlich und bekam oft eine patzige Antwort: »Glauben Sie, bei uns etwa nicht?«
Dafür sorgte er im August bei einer Bestellung von Theaterkarten für Heiterkeit. »Die brauchen Sie im Sommer noch nicht zu bestellen. Das hat noch Zeit«, wollte man ihn vertrösten.
Im Gedächtnis geblieben ist ihm auch eine Begebenheit aus der Zeit, als der Ratskeller in Bielefeld noch als besondere Adresse für einen festlichen Silvesterabend galt. Als braver Sohn wollte er seinen Eltern, die dort den Abend verbrachten, nach Mitternacht telefonisch ein gutes Neues Jahr wünschen. Als man seinen Anruf entgegennahm, hörte er, wie ein Kellner laut rief, da wäre jemand am Telefon, der sei wohl schon ziemlich blau. »Hier ist einer, der Neujahr die Mutter von Sylvester sprechen will!«, kicherte der Ober vergnügt.
Und wie feiert Wolfgang Sylvester den Jahreswechsel 2004/05? »Silvester gehe ich meiner Lieblingsbeschäftigung nach: schön essen«, weiß der Mann mit dem Sinn für Spaß genau, was er will. Zu später Stunde wird er mit Nachbarn und Freunden auf das Jahr 2005 anstoßen. »Es gibt schon Krach genug auf der Welt«, verzichtet Wolfgang Sylvester gern und nicht zum ersten Mal auf Böller und Knallfrösche. Privat wünscht er sich nur eines vom Neuen Jahr: dass es ihm nicht schlechter geht als 2004, vor allem gesundheitlich.

Artikel vom 31.12.2004