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Ein Mast mitten auf dem Platz

»Sport ist mein Leben«: Ikone Helmut Junker ist seit 70 Jahren ehrenamtlich aktiv

Von Mario Lüke (Text und Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). »Sport ist mein Leben« heißt die Serie, in der das WESTFALEN-BLATT Sportlerinnen und Sportler der Stadt vorstellt, die in ihren Vereinen Besonderes leisten oder geleistet haben. In der zehnten Folge geht es heute um Helmut Junker, den Ehrenvorsitzenden des VfB Schloß Holte.

Etliche Urkunden und Bilder aus verschiedenen Jahrzehnten erinnern an sein sportliches Leben. Zeitungsartikel, Dankschreiben und weitere Dokumente, die er in einer Vielzahl von Mappen gesammelt hat, weisen auf seine Stellung und seine Beliebtheit hin. Helmut Junker ist eine Ikone des Schloß Holte-Stukenbrocker Sports. Gerne erinnert er sich an seine Vergangenheit als Spieler zurück, vor allem hat er sich aber durch jahrelangen ehrenamtlichen Einsatz in seinem Verein, in dem er 70 Jahre Mitglied ist, hervor getan. Der VfB Schloß Holte - das ist sein Lebenswerk.
Helmut Junker kommt aus einer sportlichen Familie. Bruder Erwin nahm ihn 1935 mit zum Turnen, Fußball spielte er im VfB erst nach dem Krieg. »Wir waren begeistert von der Sportart und sind dem Leder im Grunde jeden Tag hinterher gerannt«, so der gelernte Feintäschner, der in der Saison 1945/46 erstmals für die A-Jugend der »Löwen« aktiv war und gleich zum Debüt seine Qualitäten unter Beweis stellte. Beim 18:0-Erfolg über den SV Herzebrock steuerte er zehn Treffer bei und wurde als Jugendlicher in die erste Mannschaft berufen.
»Das waren noch Zeiten«, sagt mit Helmut Junker ein Mann, der die Fülle seiner Erlebnisse wohl in einem Buch unterbringen könnte. Damals, »als wir mit dem Fahrrad oder mit dem Bus für 50 Pfennig Gebühr zu den Auswärtsspielen fuhren - heute unvorstellbar.« Junker war mit seinen Teamkameraden einmal auf der Ladefläche eines Transporters nach Stromberg bei Beckum gefahren. Da dieser gegen die enorme Steigung zum Sportplatz nicht ankam, musste der Trupp die letzten Kilometer zu Fuß gehen, so dass die Partie erst eine halbe Stunde später angepfiffen werden konnte. An jenen Tag erinnert sich der heute 77-Jährige noch ganz genau, schließlich musste er als zentraler Mittelfeldläufer und Spielgestalter des öfteren einem Telegraphenmasten weichen, der mitten auf dem Spielfeld gebaut war. Neben den Nachbarschaftskämpfen mit dem SC Verl sei, so Junker, der Aufstieg des VfB Schloß Holte in die Landesliga im Jahre 1963, an dem er als Fußball-Obmann großen Anteil hatte, das Highlight gewesen. »Das war einfach unbeschreiblich, was in unserer Gemeinde damals los war. Mit Kapelle und Feuerwehr sind wir durch die Straßen gezogen, unsere Autos haben wir mit blau-weißen Fahnen überzogen. So etwas vergesse ich nicht.« Heute sei eine solche Feier überhaupt nicht mehr möglich, es gebe zum einen mehr Vereine, zum anderen sei der Zusammenhalt in den Mannschaften kaum in der Form gegeben, wie es früher der Fall war, »da haben wir nach den Spielen noch Stunden zusammengesessen.«
Überhaupt hat Helmut Junker in seinem Leben immer schon Führungsqualitäten bewiesen, ob nun in seinem langjährigen Amt als Betriebsleiter bei der Firma Sudbrack, oder als Vorstandsmitglied des VfB Schloß Holte. Nach mehr als zwei Jahrzehnte langer Arbeit als Fußball-Abteilungsleiter wurde er zunächst zum Stellvertretenden Hauptvorsitzenden, 1984 dann zum ersten Vorsitzenden berufen. Junker gilt als Ideengeber und Ausführer vieler Projekte, die unter seiner Leitung beim VfB angegangen wurden. »Übernehme ich eine solches Amt, muss ich es auch mit ganzem Einsatz ausfüllen, brauche Rückendeckung von meiner Familie, die immer vorhanden war und muss die Dinge anpacken«, so der Vater der Tischtennis-Damen Marion Aßmann und Petra Otto sowie Thomas Junker, derzeitiger Co-Trainer beim Fußball-Bezirksligisten FC Kaunitz. Unter Junkers Leitung wurden zwei Zuschauertribünen erbaut, es entstand zudem ein eigenes Vereinsheim für den VfB Schloß Holte. Die Krönung dann im Mai 1998, als Junker als Mitplaner den neuen Kunstrasenplatz an der Oerlinghauser Straße eröffnen konnte.
Der unermüdliche Einsatz und das organisatorische Feingefühl von Helmut Junker ging sowohl an seinen Vereinskameraden wie auch an den Fußballverbänden nicht spurlos vorüber. Seit Ende seiner Arbeit im geschäftsführenden Vorstand des VfB Schloß Holte trägt er das Amt des Ehrenvorsitzenden, zudem wurde er sowohl vom Westfälischen wie auch vom Westdeutschen und vom Deutschen Fußballverband für seine Arbeit ausgezeichnet. Die DFB-Verdienstnadeln gebührt schließlich nur sehr wenigen Sportlerinnen und Sportlern auf Bundesebene.
Noch heute besucht Helmut Junker wann immer möglich die Spiele des VfB Schloß Holte, zittert um jeden Sieg, ist enttäuscht nach jeder Niederlage. »Ich komme da nicht mehr von ab, und ich finde, das ist auch in Ordnung«, so Helmut Junker.

Artikel vom 03.01.2005