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Verwirrspiel mit Witz und Charme

Gefeierte Theater-Premiere des Stücks »Wer ist schon gern der Trottel«

Peckelsheim (thö). Vor ausverkauftem Haus hatte gestern in der Peckelsheimer Hauptschulaula das Theaterstück »Wer ist schon gern der Trottel« der Theater-AG »Vorhang auf« Premiere. Die turbulente Komödie unter der Regie von Annegret Gröppel verspricht auch am kommenden Wochenende ein Publikumserfolg zu werden. Mehr als 1000 Karten sind bereits verkauft.Der echte Sir Landiman (Klaus Jolmes) wird von Mercedes (Elke Michels) mit einer Waffe bedroht. Mit »Wer ist schon gern der Trottel« unterhielt die Theater AG »Vorhang auf« prächtig. Foto: Marius Thöne
Reginald (Karl-Heinz Wilmes), hoch bezahlter und leicht übergewichtiger Topmanager der »Landiman Development Group«, hat ein Problem. Seine Firma steht kurz vor einem Millionendeal mit einer japanischen Getränkefirma, die »antialkoholischen Alkohol« mit so klangvollen Namen wie »Tequilla für Abstinenzler« produziert. Firmenchef Lionel Landiman ist in seinem alkoholisierten Zustand aber nicht verhandlungsfähig. Also muss ein Ersatz her, um den japanischen Konzernchef Mr. Kurasowa (Christian Ernst) zu empfangen. Für diesen Zweck hat sich Reginald den drittklassigen Schauspieler Warren (Klaus Jolmes) ausgesucht, der Landiman erstens verblüffend ähnlich sieht und der zweitens seit seinem Klobürstenauftritt in einem Werbespott arbeitslos ist.
Klaus Jolmes glänzt in der Rolle als introvertierter Brillenträger, der für seinen Job auch schon mal den Schwulen gibt und seiner Ex-Frau von einer Neuseelandtournee Liebesbriefe schreibt, um sie dann nicht abzuschicken.
Alles könnte wunderbar laufen, wäre da nicht eben Warrens Ex. Sally ist Reporterin, die über undurchsichtige Geschäfte Landimans recherchieren will. Nach und nach wird sie aber selbst Teil der Täuschungspläne ihres Ex-Mannes und Reginalds. Sehr zum Ärger ihres Chefredakteurs Alec - Guido Schmidt, mit Brusthaartoupet und Goldkettchen »scharf wie ein Rasiermesser«, verkörpert diesen Macho. Elvira Stolte, die die Sally spielt, erweist sich in ihrer Rolle häufig als Retterin in letzter Sekunde, wenn die Pläne der Männer im Team mal wieder nicht aufgegangen sind.
In das unrühmliche Spiel mit hineingezogen wird auch Zimmermädchen Olive. Annegret Gröppel glänzt in der Rolle als prüde Hausdame, die bei den Vorgängen im Hotelzimmer 201 auch schon mal die Augen schließt.
Für den Actionpart sorgt Elke Michels als Mercedes. Die rassige Südamerikanerin, die Sally in einem Anflug von Eifersucht als »brasilianische Bauchtanzbombe« abstempelt, war eigentlich gekommen, um den echten Sir Landiman um die Ecke zu bringen, der ihre Schwester in einer Straßenbahn »zwischen vier Haltestellen« geschwängert hatte. Schlussendlich verliebt sie sich in den falschen Landiman alias Warren.
Szenenapplaus gab es auch für Christoph Stolte als »unfähiger Bühnenarbeiter« Bob, der die drei nahezu identischen Suiten des Handlungsortes immer wieder umbauen muss, vieles aber verwechselt und so dazu beiträgt, dass dem Verwirrspiel Witz und Charme nie ausgehen.
Am Ende des Stückes steht die Erkenntnis, dass nach dem Zickzackkurs eigentlich alles so bleibt wie es war, außer dass Sally und Warren wieder zueinander finden und das englisch-japanische Joint-Venture planmäßig über den Tisch geht. Und, sehr wichtig war natürlich, dass sich fast 300 Zuschauer köstlich amüsiert haben.

Artikel vom 31.12.2004