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Anmutiger Schwanen-Reigen

»Ballet Classique de Paris« verzauberte Paderhallen-Publikum


Von Christine Hartlieb
Paderborn (WV). Goldenes Licht erleuchtet die Bühne. Die Kulisse zeigt einen Park, und die rot-, orange- und honigfarbenen Kostüme der Tänzer verströmen einen Hauch von Mittelalter und den ganzen Zauber einer weit entfernten Märchenwelt. Mal zart und anmutig, mal kraftvoll und immer voller Spannung setzen die Bewegungen der Compagnie die unsterbliche Musik Peter Tschaikowskys in Szene: »Schwanensee«, erster Akt, ein rauschendes Fest des Prinzen Siegfried mit seinen Dienern und Freunden.
Zu Gast in der Paderhalle ist wieder einmal das »Ballet Classique de Paris« unter der künstlerischen Leitung der international renommierten Regisseurin und Choreographin Jeannette Jacquet. Die 1973 gegründete Compagnie setzt auf Kontinuität der Besetzung ebenso wie auf die Förderung neuer Talente und hat Solisten hervorgebracht, die heute hochrangige Engagements in vielen Ländern der Welt besitzen. Auf dem Programm stehen hauptsächlich Klassiker des Ballett-Repertoires.
Kein Wunder also, dass die rund 25 Tänzerinnen und Tänzer sich in »Schwanensee« auf durch und durch vertrautem Parkett bewegen. Im Mittelpunkt stehen - besser: schweben! - Andreij Musorin als Prinz Siegfried und Mariaj Vorobej als Odette - eine Prinzessin, die unter dem Banne des bösen Zauberers Rotbart in einen Schwan verwandelt wurde und nun auf die unverbrüchliche Liebe und Treue eines Mannes wartet. Siegfried schwört und bricht damit ihren Bann.
Der Zuschauer jedoch wünscht sich beinahe, die verzauberte Prinzessin und all ihre verzauberten Schwanen-Schwestern mögen auf ewig im bläulichen Mondlicht am See weitertanzen: Kann es mehr Anmut geben als den melancholischen Reigen des Pariser Corps de Ballet in weißen Schwanen-Tutus? Es kann.
Der Prinz - so will es seine Mutter - hält Brautschau und erliegt dem Zauber der schwarzen Odile, die von ihrem Vater Rotbart das Aussehen und die Anziehungskraft der Odette verliehen bekam. Die Spannung zwischen dem Tänzerpaar Andrej Musorin und Svitlana Kalashnikova als Odile steht in der Tat der Verzauberung des Prinzen durch die reine Odette in nichts nach - sie ist sogar noch erotischer und lässt die dunkle Kraft erahnen, die hinter der Verführung steckt.
Noch melancholischer, noch inniger, noch anmutiger gestaltet sich Siegfrieds zweiter Besuch am See. Jeder Blick, jede Geste, jede Bewegung des Tänzers wirbt um Odette, und die Kraft seiner Liebe lässt ihn trotz aller bösen Intrigen seine Schwanenprinzessin zurückgewinnen. Ach, wie schön ist »Schwanensee«!

Artikel vom 03.01.2005