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Furioses Vorspiel - kraftvolles Finale

Orchester und Chor aus Prag gastierten mit Carl Orffs »Carmina Burana«


Von Andrea Auffenberg
Paderborn (WV). Carl Orffs »Carmina Burana« sind nach wie vor ein Garant für gut gefüllte Konzerthäuser. So auch jetzt wieder in Paderborn, als die Tschechischen Symphoniker Prag zusammen mit dem »Coro di Praga« in der Paderhalle unter der Leitung des exzentrischen Dirigenten Petr Chromczák gastierten.
Als Vorspiel brachten die Musiker zunächst »Eine Nacht auf dem kahlen Berge« von Modest Petrowitsch Mussorgsky. In dynamisch farbiger Abstufung inszenierte das agile Orchester die düsteren und dramatischen Melodien, wobei besonders die Streicher den hohen Anforderungen der schwierigen melodischen Linienführungen genügten.
Es folgten Alexander Borodins »Polowetzer Tänze« aus »Fürst Igor«, die durch die orientalische Klanggebung und die lebhaften Tanzrhythmen ihren ganz besonderen Reiz erhalten. Unter dem zügigen Dirigat von Chromcák entwickelten die Musiker die bekannten exotischen Klänge, die zum Schluss besonders durch den komplexen Chorgesang sowie die pulsierende Schlagwerkbegleitung mit Pauken, Becken, Triangel und Blechbläsern zum Höhepunkt gebracht wurden. Bereits nach dreißig Minuten endete das furiose Vorspiel und es folgte eine recht verfrühte Pause, an die sich dann das eigentliche Hauptwerk anschloss.
Die dreiteiligen weltlichen Gesänge der »Carmina Burana« auf der Grundlage mittelalterlicher Texte aus der Benediktbeurer Handschrift beginnen mit dem bekannten Prolog auf die Glücksgöttin Fortuna. Der »Coro di Praga«, durchweg besetzt mit stimmlich hochkarätig ausgebildeten Choristen, deklamierte hier homogen und präsentierte sich im weiteren Verlauf als schlichtweg voluminöser Klangkörper, der auch in Einzelchören seine Einheit behielt.
Als Solist bestach besonders Bariton Dalibor Tolas, der seine zahlreichen Partien mit wohlklingendem Timbre meisterte und für sein Solo »Estuans interius« im zweiten Teil Szenenapplaus bekam. Sopranistin Ivana Koupilová überzeugte mit ihrem leichten und intensiven Gesang in Stücken wie »In trutina« oder zusammen mit dem Bariton in »Tempus est iocundum«. Lediglich Tenor Robert Sicho hatte in »Olim lacus colueram« mit den Höhen des in Falsettlage zu singenden Klageliedes eines gebratenen Schwans zu kämpfen. Insgesamt präsentierten Chor, Orchester und Solisten eine solide, knapp zweistündige Vorstellung, die mit donnerndem Beifall belohnt wurde.

Artikel vom 03.01.2005