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Versmolder Paar entgeht der Seebeben-Katastrophe

Anwer und Tatjana Asso kehren unversehrt aus Sri Lanka zurück

Von Stefanie Hennigs
Versmold (WB). Sie sind in ein Urlaubsparadies gestartet -Êund aus einem Ort der Verwüstung zurückgekehrt. Aber sie leben: Gestern konnte Rena Asso ihre Eltern Anwer und Tatjana Asso am Frankfurter Flughafen in die Arme schließen. Der Arzt, der in Bockhorst lebt, unternahm mit seiner Ehefrau auf Sri Lanka eine Inlandstour, als die Flutwellen Tausende Menschen in den Tod rissen.

Gestern Abend -Êendlich wieder in der Heimat angekommen -Êist Anwer Asso (55) »nur kaputt und müde«, wie er am Telefon sagt. Am 19. Dezember waren sie mit einem befreundeten Ehepaar nach Sri Lanka geflogen, wollten eigentlich bis zum 2. Januar bleiben. Als sie zu einer organisierten Zwei-Tages-Tour ins Landesinnere aufbrechen, ist alles noch in Ordnung. Als sie am 27. Dezember zurückkehren, ist nichts mehr wie zuvor. Das 76-Zimmer-Hotel »Confifi Beach« in der Nähe des Ortes Beruwela -Êlaut Prospekt bei zahlreichen deutschen Stammgästen beliebt, mit schönem Meerblick direkt am Strand gelegen und von tropischen Gärten umgeben - war von den Wassermassen stark in Mitleidenschaft gezogen worden. »Das Hotel war leer, alles verwüstet«, erzählt der Arzt für Anästhesie, der in der Bad Rothenfelder Augenklinik praktiziert. Die Assos besaßen nur noch das, was sie für den Ausflug mitgenommen hatten - und ihre Pässe, die sie glücklicherweise für die Tour ins Landesinnere eingesteckt hatten.
»Überall lagen Bäume und Müll herum, viele Straßen waren unpassierbar.« Das Meer habe einen sehr bedrohlichen Eindruck gemacht, sei sehr, sehr schmutzig gewesen. Tote habe man in den Straßen nicht gesehen. »Vielleicht weil wir erst sehr spät zurückgekommen sind.« Per SMS gaben die Versmolder Entwarnung in der Heimat, versuchten per Handy Kontakt aufzunehmen. »Das Netz war natürlich zusammengebrochen.« Die Menschen vor Ort seien sehr ruhig gewesen -Êeine große Sorge für sie sei es, dass die Touristen jetzt nicht mehr kommen. Doch zuhause hätten sich natürlich viele Freunde Sorgen gemacht. Auch bei dem Team der Augenklinik herrschte große Erleichterung, als aus Sri Lanka die gute Nachricht kam, dass dem Kollegen nichts passiert war.
Unterkunft fanden die Assos in einem Hotel nicht weit entfernt, den Rückflug organisierte ihr Reiseveranstalter für sie. Über Umwege -Êviele Straßen waren nach wie vor unpassierbar -Êwurden sie wie 2000 Touristen zum Flughafen in Colombo gefahren. Dort konnten sie -Êimmer noch in der Sommer-Kleidung, in der sie zum Ausflug gestartet waren -Êden Flieger nach Frankfurt besteigen. Tochter Rena empfing ihre Eltern hier mit warmer Kleidung. Während des Flugs hatten sie ordentlich frieren müssen. Seit Dienstagmorgen waren die Assos unterwegs gewesen, bevor sie Mittwochnachmittag wohlbehalten in Frankfurt landeten.
Ob sie es fassen können, nur so knapp einer Katastrophe entkommen zu sein? »Dafür ist es jetzt noch zu früh«, sagt Anwer Asso. »Wir lagen allerdings sonst immer am Strand. Was wäre passiert, wenn wir nicht auf dem Ausflug, sondern da gewesen wären?«

Artikel vom 30.12.2004