05.01.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Albers und Rühmann als junge Kerls

Senioren-Kino im Haller »RaLi« geplant - Rythm & Blues-Konzert am 23. Januar

Von Klaus-Peter Schillig
Halle (WB). Die »Ravensberger Lichtspiele«, das kleine Kino am Alten Markt in Halle, könnten sich zu einem echten Lichtblick des Haller Kulturlebens entwickeln. Betreiber Andreas Forst jedenfalls hat im kommenden Jahr viel mehr vor als normales Kino.

Den Auftakt gibt es schon am 23. Januar um 11 Uhr. Zur sonntäglichen Matinee kommt der Rhythm & Blues-Gitarrist Roland Berens aus Verl auf die Bühne vor der Leinwand. Mit zwölfsaitiger Gitarre und Mundharmonika im Halter um den Hals kennt ihn das Publikum im gesamten norddeutschen Raum. Hier ist er fast ständig »on Tour« - in Bad Bentheim, Soltau und Altenberge, aber auch in Köln, Kaltenkirchen oder Bad Freienwald in Brandenburg. »Menschen« und »Wilde Zeiten« heißen seine CDs mit größtenteils eigenen Liedern, die auch häufig schon im Radio zu hören waren.
Für Andreas Forst ist es der zweite Versuch, Musik in sein Kino zu holen. Die Jazz-Matinee im Herbst für den AWO-Kindergarten Gartnisch war eher eine interne Veranstaltung, diesmal hofft er auf ein volles Haus bei Rock, Folk und Blues im gemütlichen Kino-Sessel.
Einen Monat später - der genaue Tag steht noch nicht fest - hält der Komiker Karl Valentin Einzug in Halle. Einen ganzen Sonntagvormittag will Andreas Forst dem bayerischen Urvater der heutigen Kabarettisten- und Komikerszene widmen. Im Rahmen der Matinee werden nicht nur diverse Kurzfilme mit dem Meister des filmischen Humors gezeigt. Der Bielefelder Pianist Thomas Brombach wird in den Pausen die passende Musik liefern, eigene Gedichte und Texte vortragen, aber auch Erläuterungen zu den Filmen geben.
Zur regelmäßigen Einrichtung, auch mit Unterstützung der Stadt Halle, soll das Seniorenkino werden. Einmal im Monat will Forst alte Filme aus der Mottenkiste holen und die Zuschauer in ihre eigene Jugend entführen, als Heinz Rühmann, Curd Jürgens, Gustav Gründgens oder Hans Albers als »junge Kerls« auf der Leinwand zu sehen waren. »Das soll auch ein Treffpunkt werden für die ältere Generation, bei dem man bei Kaffee, Kuchen und einem guten Film alte Freunde wiedersieht,« verspricht sich der Kino-Chef rege Nachfrage. Er will deshalb auch in den Haller Altenheimen um Zuschauer werben.
Der 8. März wird auch im »RaLi« ganz im Zeichen des Weltfrauentages stehen. In Zusammenarbeit mit der Gleichstellungsstelle Halle und Dorothea Jöllenbeck aus Werther gibt es Filme für Mädchen und Frauen, eine Podiumsdiskussion sowie ein musikalisches Rahmenprogramm.
Ein besonderes Bonbon haben sich Forst und Halles Kulturbeauftragte Susanne Debour für den August ausgedacht: »Die Nacht der langen Tische«. Der Hof der Remise wird Schauplatz des ersten Haller Open-Air-Kinos. Die Zuschauer können sich nach Herzenslust Essen und Trinken mitbringen - und an den »langen Tischen« tafeln und Filme anschauen.
In Planung hat der Kinobetreiber außerdem zu Anfang der Sommerferien ein Kurzfilm-Festival mit Streifen aus verschiedenen Kategorien. Übrigens sind hier auch heimische »Filmemacher« aufgerufen, ihre Videos oder Super-8-Filme über Ereignisse oder Landschaften aus dem Altkreis Halle anzubieten - als ideale Ergänzung und möglicherweise als Grundlage für eine filmische Dokumentation über das Ravensberger Land.
Natürlich kommt auch das Hauptgeschäft des Kinos nicht zu kurz: Forst möchte regelmäßig einmal die Woche Filmkunsttheater sein und Streifen wie »Das Mädchen mit dem Perlenohrring«, »Die Kinder des Monsieur Matthieu« oder Dokumentationen wie »Deep Blue« zeigen. Und natürlich naht auch schon das Highlight für alle Star-Wars-Fans: Am 19. Mai steigt die Premiere von »Episode III« - und auch dazu soll es im »RaLi« etwas Besonderes geben.

Artikel vom 05.01.2005