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Auch Helfer haben Angst um den Job

Stellvertretender DRK-Landesarzt beim DRK-Neujahrsempfang

Kreis Paderborn (bel). Die Katastrophe in Südostasien stand natürlich im Mittelpunkt des gestrigen Neujahrsempfangs des DRK-Kreisverbandes. Kinderarzt Prof. Dr. Joachim Gardemann, stellvertretender Landesarzt des DRK-Landesverbandes, schilderte die aktuellen Hilfsmaßnahmen vor Ort durch das Rote Kreuz.

Vom Landesverband Westfalen-Lippe sei bereits eine erste Notfall-Eingreifgruppe vor Ort, um eine Trinkwasser-Aufbereitungsanlage zu installieren, die pro Tag etwa 120 000 Liter Oberflächenwasser in Trinkwasser aufbereiten kann. Zwei Helfer des DRK-Kreisverbandes stehen bereit, ebenfalls in den kommenden Tagen nach Asien zu fliegen und dort Hilfe und erste Aufbauarbeit bei der Trinkwassergewinnung zu leisten: Jan Koll und Martin Bendix. Der Kreisverband bereitet sich auch darauf vor, rückkehrende Helfer auch am Paderborner Flughafen in Empfang zu nehmen. Dies schließe auch eine Betreuung durch Notfallseelsorger ein.
Weltweit, so Gardemann, habe die internationale Föderation des Roten Kreuzes und des Roten Halbmondes inzwischen unter den beteiligten RKs in 181 Staaten eine Infrastruktur der schnellen »Hilfe zur Selbsthilfe« aufgebaut.
Als erstes werden Kerngruppen in die Katastrophenländer geschickt, um genau zu erkunden, welche Hilfe gebraucht wird. Dann folgen Spezialistenteams zu Aufgabenschwerpunkten wie Telekommunikation oder Gesundheitsvorsorge (Gruppe mit Hebammen, Technikern für Strom und Ärzte) oder Wasseraufbereitung. Das Rote Kreuz in der Bundesrepublik kann beispielsweise ein Zeltkrankenhaus zur Verfügung stellen mit knapp 300 Betten und 20 OP-Sälen. Aktuelle Probleme seien derzeit vor Ort die Seuchen-Vorbeugung und die Prophylaxe-Impfung.
In den kommenden Wochen werden die DRK-Helfer im Kreis Paderborn vor allem Geld sammeln, um damit Hilfsgüter in Südostasien zu kaufen. Nur nicht vorhandenes Material soll aus dem Ausland herangeschafft werden. Deshalb seien Geldspenden derzeit die sinnvollste Hilfe. Damit könnten nicht zuletzt die Transportkosten beglichen werden. Im Bereich Delbrück und Paderborn wird in allen Filialen der Dorfbäckerei »Strunz« ein »Brot für Südostasien« angeboten. Beim Kauf eines Brotes zum Preis von 2,99 Euro wird davon ein Euro direkt in die auf den Theken aufgestellten Spendendosen gegeben, die an das DRK weitergegeben werden.
Am Rande des Empfangs wurde auch bedauert, dass innerhalb der Wirtschaft die Bereitschaft abnehme, ehrenamtliche Helfer für längere Einsätze zur Verfügung zu stellen. Zurzeit sei der wirtschaftliche Druck sehr hoch, viele ehrenamtliche Helfer hätten natürlich auch Angst um ihren Arbeitsplatz. Hinzu kommt dann, dass diese Spezialisten auch oftmals in ihrer Firma oder in dem Unternehmen kaum abkömmlich sind.

Artikel vom 30.12.2004