29.12.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Elisabeth Auffenberg in Sri Lanka
aus der Todeswelle entkommen

Schicksal eines Taxifahrers aus Schloß Neuhaus in Phuket noch ungewiss

Von Franz-Josef Herber, Julia Queren und Hubertus Hartmann
Paderborn (WV). Hildegard und Karl-Jürgen Auffenberg fielen Steine vom Herzen, als am Montag der erlösende Anruf kam: »Mir geht es gut, macht Euch keine Sorgen«. Ihre Tochter Elisabeth ist in Sri Lanka der Todeswelle entkommen. Ungewiss ist dagegen das Schicksal eines Taxifahrers aus Schloß Neuhaus.

Mit ihrem Freund, dem Bauunternehmer Adam Smith (48), mit dem sie in Australien lebt, gönnt sich die Kunstmalerin Elisabeth Auffenberg (40), älteste Tochter des Paderborner Rechtsanwaltes Karl-Jürgen Auffenberg und seiner Frau Hildegard sowie Enkelin des legendären Schützenoberst Dr. Karl Auffenberg, einen dreiwöchigen Traumurlaub an der Südspitze von Sri Lanka. Der Albtraum beginnt am Sonntagmorgen: Ein Strandspaziergang wird zur Hölle. Die Ausläufer des Seebebens erreichen die südwestlich von Indien gelegene Insel und überfluten sie. Elisabeth und Adam haben nur eine Chance, weil sie gute Schwimmer sind und sich die Gruppe, mit der sie unterwegs sind, gegenseitig hilft und nach schwerem Überlebenskampf ans sichere Land rettet.
Wie Karl-Jürgen Auffenberg später von seiner Tochter erfährt, schlagen sich die Urlauber bis in die Hauptstadt Colombo durch. Dort können die Verletzungen von Elisabeth - Schnittwunden an Händen, Armen, Beinen und im Nacken - behandelt werden. Über die deutsche Botschaft beantragen sie neue Papiere; denn ihre Ausweise sind mit allem anderen Hab und Gut verloren. Damit können sie das Land demnächst relativ unbeschadet verlassen. Nicht zuletzt, so berichtet Elisabeth Auffenberg ihren Eltern, weil sich die Einheimischen trotz aller eigenen Probleme rührend um die betroffenen Touristen kümmern.
Zwei Tage lebt Familie Auffenberg mit der schrecklichen Ungewissheit, ob ihrer Tochter etwas passiert ist, dann kommt der befreiende Anruf. Und der Dank gilt dem besonders guten Schutzengel: So war Elisabeth nicht nur jetzt der Todeswelle entkommen, sondern auch dem Hurrikan »Mitch«, in den sie vor sechs Jahren in Honduras geraten war.
Auf der thailändischen Insel Phuket befindet sich momentan ein Taxifahrer aus Schloß Neuhaus. Paul R. war wenige Tage vor Weihnachten gestartet, um die Festtage in der Sonne zu verbringen. »Er hat sich den Urlaub echt zusammen gespart«, erzählt eine Bekannte. Sie ist in großer Sorge um den 54-Jährigen - bis gestern hatte sie kein Lebenszeichen von ihm. Eine SMS kam nicht an, die Mailbox sagt nur: »Der Gesprächspartner ist zurzeit nicht erreichbar«. Auch seine Brüder haben bislang nichts von Paul R. gehört. »Vielleicht hat er sich ja ins Hinterland durchgeschlagen, und sein Handy funktioniert nicht mehr«, hoffen Angehörige und Freunde.
Insgesamt sollen sich zum Zeitpunkt der Katastrophe etwa 8 000 deutsche Touristen in dem Krisengebiet befunden haben. Offenbar aber nur Wenige aus dem Kreis Paderborn. Urlauber aus der Domstadt, die ihre Phuket-Reise im Pader-Reisestudio gebucht hatten, haben die Katastrophe nach Angaben der Inhaberin Heike Pott gottlob unverletzt überstanden. Ihr planmäßiger Rückflug soll heute starten. »Es kann allerdings sein, dass da noch umdisponiert wird. Doch ich hoffe, dass sie heute dabei sind«, sagt Heike Pott.
»Da haben wir wirklich Glück gehabt«, stellt auch Frank Tholen, Inhaber des Reisebüros »Atlasreisen« im Kaufhof, fest. Keiner seiner Kunden hält sich derzeit im Katastrophengebiet auf. Zwar wurden bei ihm Reisen nach Thailand gebucht, die Urlauber sind allerdings auf der Insel Koh Samui vor der thailändischen Ostküste, die von der Flutwelle verschont geblieben ist. Bei Evers & Brüggemeier in Büren hatte lediglich ein junges Paar seine Hochzeitsreise auf die Malediven gebucht. Eigentlich wollten die frisch Vermählten gestern fliegen - jetzt haben sie ihre Flitterwochen ins nächste Jahr verschoben.
»Unsere Kunden sind zum Glück größtenteils auf die Balearen oder ans Mittelmeer geflogen«, ist auch Claudia Rechenberg vom Paderborner TUI-Reisecenter erleichtert. Ihr Kollege Werner Kunz vom First Reisebüro hat ebenfalls keine Reisen in das Krisengebiet verkauft. Die meisten Antworten aus Reisebüros zwischen Egge und Senne lauten ähnlich, das Reisebüro Thomas Cook gab keine Auskunft.
Sollten tatsächlich Opfer aus dem Kreis Paderborn unter den Toten sein, wüsste es die Paderborner Polizei. »Wir bekämen dann Nachricht vom Innenministerium und müssten die Angehörigen informieren«, beschreibt Uli Krawinkel den offiziellen Behördenweg. »Bislang liegt Gott sei Dank aber nichts vor«, erklärte der Polizeisprecher gestern.
Ihren Urlaub genießen übrigens Edmund Koch jun. und seine Lebensgefährtin Petra Bröckling auf der anderen Landesseite Thailands: Der Schloß Neuhäuser Bäckermeister erfuhr erst von seiner Mutter aus der Heimat von der Katastrophe...

Artikel vom 29.12.2004