30.12.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Rückkehr aus Wasser-Hölle

Für Rüdiger Buckow wurde der Traumurlaub zum Albtraum

Von Wolfgang Wotke (Text und Foto)
Gütersloh/Phuket (WB). »Verwüstete Städte, verzweifelte Menschen«, so beschreibt Rüdiger Buckow den Zustand nach dem verheerenden Seebeben in Asien. Der 37-jährige Gütersloher kehrte gestern völlig übermüdet aus dem thailändischen Urlaubsparadies Phuket zurück.

»Ich bin fix und fertig. So etwas habe ich noch nicht gesehen«, sagte der Maurer und Polier mit zitteriger Stimme, als er gestern um 12.48 Uhr aus dem Westfalen-Express im Gütersloher Hauptbahnhof stieg. Sichtlich mitgenommen und den Tränen nahe war auch ein befreundetes Ehepaar aus Langenberg: Rudolf (40) und Sabine (40) Vogelpohl schlossen ihre Angehörigen minutenlang in die Arme, denn auch sie waren der Wasser-Hölle und den Monster-Wellen im letzten Moment entkommen.
Es fällt Rüdiger Buckow schwer, über das Erlebte der vergangenen drei Tage zu sprechen. »Zum Zeitpunkt der ersten Überschwemmung war ich im Hotel, so dass ich nur die zweite Welle, die weitaus größer und kräftiger war, gesehen habe. Das Ganze dauerte zehn bis 15 Minuten«, berichtet er. Dann seien einfach alle Menschen vom Strand weggelaufen. Er selber sei danach in die dritte oder vierte Hoteletage geflüchtet.
Er ist sich sicher, dass die Horror-Meldungen auch in den nächsten Tagen kein Ende nehmen werden. »Ich befürchte noch zahlreiche deutsche Todesopfer«, erklärt Buckow. Viele Geschäfte und einige Appartements waren in Kellern an der belebten Strandstraße untergebracht. »Dort ist jetzt alles zerstört, die Straße gibt es praktisch nicht mehr. In den Kellern, die noch leergepumpt werden müssen, vermuten die Behörden noch hunderte tote Urlauber. Ebenso in den Swimmingpools der vielen Hotels, die mit Autos und Trümmern übersät sind.«
Zusammen mit seinen Freunden aus Langenberg sei er dann mit dem Taxi zum Flughafen gefahren. »Die Preise der Taxis haben sich vervierfacht. Eine Frechheit«, wettert Rüdiger Buckow. Dann sei alles sehr schnell gegangen. Im Flugzeug, in dem sich dramatische Szenen abgespielt hätten, sei man gestern sicher in Frankfurt gelandet. Zum fünften Mal habe er in Thailand Traum-Urlaub gemacht. Buckow: »Vier Wochen wollte ich diesen Traum noch genießen. Jetzt ist er zum Albtraum geworden.«

Artikel vom 30.12.2004