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Banges Warten auf neue Nachrichten

Anja Henke und Ralf Köster aus Schlangen engagieren sich für Kinderhilfe-Projekte in Sri Lanka

Von Joachim Burek
Schlangen (SZ). »Als wir die ersten Nachrichten am vergangen Sonntagmorgen beim Frühstück über das Erdbeben gehört haben, haben wir das ganze Ausmaß noch gar nicht absehen können.« Anja Henke und Ralf Köster aus Schlangen warten dringend auf genauere Nachrichten aus dem Katastrophengebiet, insbesondere aus Sri Lanka.

Seit etwa fünf Jahren engagiert sich die 31-jährige gebürtige Hannoveranerin für Projekte der Kinderhilfegemeinschaft Hannover in Sri Lanka und Indonesien. Auch ihr Verlobter, Ralf Köster, mit dem sie jetzt in Schlangen lebt, ist seit dem gemeinsamen Besuch im Oktober 2003 in Negombo an der Westküste Sri Lankas dem Verein beigetreten. Während ihres Aufenthalts vor Ort hatten die Beiden verschiedene Hilfsprojekte für Schulkinder besucht.
»Das einzige Lebenszeichen, das unser Vereinspräsident Wilfried Steinmann am Sonntagabend aus der Krisenregion erhalten hat, ist eine Mail von Bruder Sunil aus Negombo. Dort unter anderem leiten Maristen-Brüder gemeinsam mit einigen Ordensschwestern die Projekte, die der Verein unterstützt«, erzählt Anja Henke im Gespräch mit der SCHLÄNGER ZEITUNG.
Bruder Sunil hatte in der Mail von einer sechs Meter hohen Flutwelle berichtet, die unter anderem die Orte, Beruwela, Colombo und Negombo heimgesucht habe. Es habe unzählige Tote gegeben, das Gefängnis in Negombo stehe unter Wasser und zahlreiche Dörfer hätten evakuiert werden müssen, so der Bericht des Maristenbruders.
»Wir haben aber noch keine genauen Angaben, was zum Beispiel mit den Schulen in Thetapolai oder dem Waisenhaus in Nainamadama passiert ist, die wir bei unserem Besuch im vergangenen Jahr besichtigt hatten«, sind die beiden Schlänger besorgt. Eins steht für sie aber jetzt schon fest. »Angesichts der Not, die jetzt dort herrscht, werden wir einen Teil unseres Weihnachtsgeldes für Hilfsaktionen spenden«, sagt Anja Henke.
Seit einem Besuch vor fünf Jahren, als sie eine Freundin nach Sri Lanka begleitete, die sich über den Hannoveraner Verein dort schon länger engagierte, ist Anja Henke die Region ans Herz gewachsen. »Als ich auf der Rundreise damals gesehen habe, wie nötig die Kinder dort Unterstützung brauchen, war die Sache für mich klar. Hier wollte ich helfen«, erzählt die junge Frau, die in einem Industriebetrieb in Delbrück als Sachbearbeiterin tätig ist.
Die Kinderhilfegemeinschaft aus Hannover finanziere mit den Beiträgen und Spenden ihrer Mitglieder zum Beispiel Waisenkindern in Sri Lanka den Schulbesuch oder helfe bei Bauprojekten. »So haben wir beispielsweise die Carmel Nilayam School in Thetapolai besucht, wo mit Vereinsmitteln das undichte Palmdach der Schule durch ein festes Dach ersetzt wurde. Damals lernte ich dort auch ein elfjähriges Mädchen kennen, dem durch den Verein eine lebenswichtige Herzoperation ermöglicht worden war«, erinnert sich Anja Henke.
Die nächste reguläre Reise einer Mitgliederdelegation des Vereins nach Sri Lanka sei eigentlich für 2006 geplant gewesen. »Vermutlich aber werden Helfer der Organisation aufgrund der aktuellen Lage schon früher dorthin reisen«, ist die 31-Jährige überzeugt.

Artikel vom 29.12.2004