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»Mein Vater
hatte Glück«

Herforder erlebt Flutkatastrophe


Herford (ram). »Uns geht es gut, das Haus steht noch, aber am Strand ist alles verwüstet.« Nur zehn Sekunden dauerte der Anruf, der Joachim Rother am 2. Weihnachtstag in Herford erreicht hat. Ein tamilischer Freund teilte ihm mit, dass sein Vater Waldemar (70), der zurzeit in Sri Lanka Urlaub macht, wohlauf ist. Auch das eigene Haus im Urlaubsort Beruwela, an der Westküste des Inselstaates, ist von der Flutkatastrophe verschont geblieben.
Joachim Rother: »Mein Vater hat sehr großes Glück gehabt. Die Hotelanlagen am Strand sind komplett zerstört worden. Dort hat es auch Tote gegeben.« Nur 50 Meter vor dem Ferienhaus gerieten die Wassermassen zum Stillstand. Das Haus, das Waldemar Rother selbst mit einem tamilischen Freund gebaut hat, liegt etwa 300 Meter vom Strand entfernt auf einer kleinen Anhöhe - ein Glück für ihn, seine Lebensgefährtin, deren Tochter sowie zwei kleine Kinder, die derzeit in Beruwela ihre Ferien verbringen. Auch das Haus eines Cousins seines Vaters sei völlig zerstört worden. Täglich rufen Freunde und Bekannte bei den Rothers an und fragen nach Neuigkeiten.
Der Herforder wollte eigentlich noch bis zum 22. März in Sri Lanka bleiben. Ob Waldemar Rother angesichts der Flutkatastrophe nun eher die Heimreise antritt, wissen die Angehörigen nicht. »Mein Vater hat kein Handy und unseren tamilischen Freund Siri kann ich nicht erreichen. Wir sind aber erleichtert, dass es allen gut geht«, sagt Joachim Rother. Dies um so mehr, als er im Fernsehen die völlig zerstörten Strandhäuser im Urlaubsort Beruwela gesehen hatte. Er sei sehr beunruhigt gewesen, als ein Freund ihn am frühen Sonntagmorgen über das Erdbeben informiert hatte. »Mir war gleich klar, dass ein starkes Seebeben immer auch Überschwemmungen nach sich zieht.«
Seit etwa 20 Jahren besucht Waldemar Rother den Inselstaat im Indischen Ozean. Für seinen Freund Siri hat er einst eine Patenschaft übernommen. »Aus der einfachen Lehmhütte von Siri hat mein Vater dann ein Haus gebaut. Dort fährt er nun regelmäßig hin.« Er hoffe, zumindest am Neujahrstag telefonisch mit seinem Vater sprechen zu können, sagt Joachim Rother.

Artikel vom 29.12.2004