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»Hier zählen Gefühle, nicht Geld«

Viele Bürger nutzten »Heiligabend-Aktion« in der Höxteraner Dechanei -ÊHelfer danken Sponsoren

Von Harald Iding
Höxter (WB). Das Leben kann manchmal grausam sein und selbst in der Adventszeit ist man nicht vor Schicksalsschlägen gefeit. Da sind der plötzliche Tod eines Angehörigen, die schmerzhafte Scheidung nach vielen Ehejahren oder die Einsamkeit von älteren Mitbürgern, die für Kummer und Sorgen verantwortlich sind. Fast ein »Rettungsanker« war jetzt für die mehr als 50 Teilnehmer die »Heiligabend-Aktion« in Höxter.

Eine Mutter mit ihren zwei Töchtern (elf und zwölf Jahre alt) weilte genauso unter den Gästen wie Seniorinnen aus Höxter oder ein Rollstuhlfahrer aus Lüdenscheid, der wieder zum Weihnachtsfest an die Weser gereist war, um mit »seiner neuen Familie« das Fest der Liebe zu begehen.
Seit Wochen schon hatte sich der Aktionskreis »Heiligabend -Ênicht allein« um einen reibungslosen Ablauf gekümmert. Insgesamt standen am 24. Dezember mehr als zwölf Helferinnen und Helfer den Gästen der wohl »größten Familienfeier im Kreis Höxter« mit lieben Worten und netten Gesten zur Seite.
Am Eingang zur Dechanei sorgten die 31-jährige Anja Kulinna (Lehrerin) und Sabine Walter (34, Angestellte) für einen herzlichen Empfang. Auf der Querflöte spielte draußen Anja Kulinna schöne Weihnachtslieder und Sabine Walter hielt den ankommenden Gästen mit einem ansteckenden Lächeln die Eingangstür auf.
Freundlicher konnte man wirklich nicht begrüßt werden. Wer sich bei dem Aktionskreis vorher angemeldet hatte, fand sogar in dem festlich geschmückten Saal der Dechanei ein eigenes Namensschild vor -Êso war der Kontakt schnell aufgebaut.
Ins Leben gerufen hatte diese lobenswerte Weihnachtsfeier (sie war für alle Teilnehmer kostenlos!) die Frauenbeauftragte der Stadt Höxter, Claudia Bonefeld, in Zusammenarbeit mit der Evangelischen und der Katholischen Kirche Höxter, dem St. Petri-Stift und dem Altenzentrum St. Nicolai, das sich bei der dritten Auflage u.a. für das Abendbüfett verantwortlich zeichnete. Helferin Ute Friebe leitete mit nachdenklichen Worten die Feier ein: »Wir alle haben in diesen Tagen unsere Wünsche. Doch gemeinsam ist uns der Herzenswunsch nach Frieden auf Erden und Geborgenheit -Êin einer großen Gemeinschaft. So lassen Sie uns heute bis zum Abend einen wunderschönen Familientag begehen!«
Von der Hausfrau, der Kunsttherapeutin bis zum arbeitslosen Monteur - die Gemeinschaft war an diesem Heiligabend bunt gemixt. Für die An- und Abreise stand sogar ein Fahrdienst zur Verfügung. »Wir wollen Menschen, die sich einsam fühlen, Mut machen, zu uns zu kommen«, so Claudia Bonefeld im Vorfeld der Veranstaltung. Und dank der fleißigen Arbeit des Helferteams und der Unterstützung durch Sponsoren (z.B. Bäckereien und Konditoreien) wurde es für alle ein unvergessliches Fest. »Hier zählen nur Gefühle, nicht Geld oder Macht. Das ist für mich ein Grund zur Freude«, meinte eine 62-Jährige.

Artikel vom 27.12.2004