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Weg gesucht mit Pinsel und Farbe

Schüler malten für Melanchthon-Haus

Bad Driburg (WB). Udo Ellermeier und Pflegedienstleiterin Erika Otto waren begeistert: zart getupfte Lichtreflexe im Wasser unter dem Bootssteg oder das kräftige Blattwerk im Wind rauschender Palmen - Erinnerung oder die Ahnung von Unbekanntem wird spürbar in der Vielzahl verschiedener Landschaften, die im Melanchthon-Altenzentrum nun ihren Platz gefunden haben.

Schon zum zweiten Mal hatte eine 10. Klasse des Städtischen Gymnasiums als »Auftragskünstler« gearbeitet. »Ein ganz anderes Malerlebnis«, so beurteilten die Schülerinnen und Schüler die Arbeit mit pastoser Acrylfarbe auf Leinwand. Die Arbeit vieler Wochen fand mit der Übergabe jetzt einen feierlichen Abschluss: Edith Buhmann konnte stellvertretend für die Bewohner des Melanchthon-Altenzentrums die Bilder entgegen nehmen.
Acryl sieht hinterher aus wie Ölfarbe, ist aber mit Wasser auswaschbar und man kann die Farbe in dicken Tupfen auftragen, wie das auch die Impressionisten zu tun pflegten. Echte Malerei für die Wände des Altenzentrums wünschten sich nämlich die Bewohner mit ihren Betreuern - und wenn einerseits aus dem Louvre keine Leihgaben zu bekommen waren, andererseits den meisten Reproduktionen der Charme fehlt, so entsann Erika Otto, Bereichsleiterin des Melanchthon-Hauses, sich der interessanten Bilder, die ihre eigene Tochter früher aus der Schule nach Hause brachte und fragte dort nach, wo ständig junge Menschen mit Farbe und Pinsel ihren eigenen Weg suchen.
Im Städtischen Gymnasium war die Kunsterzieherin Maria Föcking gleich begeistert von ihrer Idee und gemeinsam wurde ein »joint venture« ins Leben gerufen: das Altenzentrum stellte das Material und die Schüler schwelgten in Erinnerungen, Sehnsüchten und Farbphantasien, die sie auf 30 Leinwänden konkretisierten. Ganz intensive Farben, zarte Verläufe oder gekonnte Plastizitätsillusion waren möglich. Das neue Erlebnis musste erst einmal erkundet und ausgekostet werden und bald wurde die Landschaft zum beherrschenden Thema.
Schon beim Malen haben die jungen Künstler immer auch an die Heimbewohner gedacht und überlegt: »Würde mir das selbst gefallen, wenn mein Lebenskreis kleiner geworden ist und man häufig die gleichen Bilder ansieht?« Über die Bilder sind auf diese Weise gleichsam Gedankenbahnen aus der Schule heraus entstanden.
Dass andererseits Ideen auch in die Schule zurück fließen, betonte Udo Ellermeier jetzt bei der Übergabe - unsere Gesellschaft wird sich merklich verändern: Entwicklung neuer Lebensformen im Alter und ganz neue Pflegekonzeptionen bieten Berufsperspektiven und erfordern kreative Energie der jetzt heranwachsenden Generationen. Aktive Zusammenarbeit zwischen den Generationen sei schon jetzt gefordert, das Know How seines Hauses und differenzierte Analyse der Problematik bot Ellermeier deshalb für den Sozialkundeunterricht an. Ein Angebot, auf das Schulleiterin Ingrid Liebs gerne einging. Die Zusammenarbeit zwischen den Einrichtungen und Generationen wird fortgesetzt.

Artikel vom 27.12.2004