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Stets gute Arbeit geleistet

Johann »fürm Damme«: erster urkundlich erwähnter Zimmermeister

Von Heinz Höpner
Hiddenhausen (HK). Als im Jahre 1556 der Herzog von Jülich eine Bestandsaufnahme (Urbar) als oberster Herr in seiner Grafschaft Ravensberg durchführen ließ, um festzustellen, wer dort wohnte und an wem dieser verpfändet war, (Leibeigentum), wurde in Werfen bei Bünde ein »Jasper uff dem Damme« aufgeführt. An anderer Stelle hieß er »fürm Damme«. Dieser wohnte in einem Heuerlinghaus, das nahe an der Else, vor oder auf einem erhöhten Erddamm stand, durch diese Wohnsituation hatte er wohl seinen Hausnamen bekommen, deren Entstehung in jener Zeit noch nicht abgeschlossen waren.

Im 16. Jahrhundert ist er der einzige in der Grafschaft Ravensberg der so mit Hausnamen hieß. Mit weiteren 18 anderen Männern wird von ihm 1556 folgendes festgestellt: »Kommen alle dem Japser van Querheim« (1529-1565 er war Lehnsträger des Gutes Nienburg in Werfen) mit Weib und Kindern zu. Sitzen uff desselbigen Gütern. Dienen oder geben meinem gnädigen Herrn (Herzog) nichts, haben auch von seiner fürstlichen Gnade nichts.« Dieser Jasper uff'm Damme (um 1530-1579) war der Urgroßvater jenes Zimmermeisters Johann Henrich vor dem Damme (1619-1696), von dem in diesem Bericht die Rede ist.
Schon mit 19 Jahren muss er um 1638 in Bünde geheiratet haben. Mit seiner Ehefrau, die später bei ihrem Tod als »Trineke fürm Damme« (1617-1692) im Totenbuch Hiddenhausen aufgeführt wird und mit seinem Sohn Johann Henrich (1639-1719) kam er um 1640 nach Hiddenhausen zum Gut Bustedt, welches damals noch dem Drosten von Werne, Johann Casper von Ascheberg bis 1648 gehörte.
Zuerst wird er in einem der Heuerlingskotten auf Gut Bustedt gewohnt haben, denn nur so ist es zu erklären, dass er des öfteren als Zeuge kurzfristig bei Gerichtsverhandlungen des Amtmannes Otto Consbruch (1614-1678) auf Gut Bustedt benötigt wurde.
Wo er das Zimmerhandwerk erlernt hatte, konnte bisher nicht geklärt werden. Als Zimmermeister, teilweise sogar mit Gesellen, führte er vielen Arbeiten in den umliegenden Dörfen durch. So zum Beispiel hatte er auch Instandsetzungsarbeiten am Adeligen Gut Hiddenhausen (direkt nördlich hinter der Kirche) im April 1663 durchgeführt.
Sein gut gehender Betrieb, es sind noch viele andere Arbeiten urkundlich erwähnt, war eines der Hauptgründe dafür, das er um 1655 von dem neuen Besitzer des Gutes Bustedt (ab 1648), Rittmeister Wolf Ernst von Eller (gestorben 1680), die Erlaubnis bekam, auf seinem Gutsgebiet am Rande des Doberges an dem Verbindungsweg von Herford über Bünde zum Amt Limberg einen kleinen Teil des Waldes für sich zu roden und darauf sich ein Haus zu bauen.
Von seinen Kindern gibt es nur von drei Söhnen zu berichten, während die anderen sicherlich im Kindesalter verstorben waren. Demnach wurde sein ältester Sohn, Johann Henrich (1639-1719) Müller in der Bokemühle, sein jüngster Sohn, Johann Tönnies (1658-1739), der als Heuerling 81 Jahre alt wurde und in Hiddenhausen lebte ist der Vorfahre der »Vorndammes« in Hiddenhausen und Umgebung. Wer von den drei Söhnen dem Vater bei seinem Handwerk geholfen hatte, geht aus den Unterlagen nicht hervor.
Der zweite Sohn, Johann Jürgen (1650-1716) übernahm die Arröder Hofstelle auf dem Doberg, diese bekam später die Haus-Nr. 19 von Bustedt. Zweimal war er verheiratet, von seiner zweiten Ehefrau Anne Lucia geb. Hainbach (1671-1731), einer Tochter des Bustedter Gärtners Jacob Hainbach (1625-1710), stammte sein Erbe, Sohn Cord Henrich (1702-1740) ab, der die Doberger Hofstätte weiterführte. Durch seinen frühen Tod am 25. Mai 1740 heiratete seine Witwe, eine geb. Luttmann von Eilshausen (1709-1754), ein zweites Mal am 27. Mai 1741 in der Kirche zu Hiddenhausen, den in Oetinghausen geborenen Heuerling Johann Ernst Dietrich Nehl (1716-1776). Dieser eröffnete in der Bustedter Hofstätte 19 um 1745 das erste Gasthaus auf dem Gebiet des Gutes Bustedt.
Das war der Anfang der heutigen Margarinefabrik Lindemann, obwohl noch mehrmals Namen und Besitzer im Laufe der Zeit wechselten.

Artikel vom 27.12.2004