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Diskussion nicht mit alten Argumenten totschlagen

Senne: neue Ideen für zukunftsfähige Entwicklung


In die Diskussion zum Thema »Nationalpark Senne« greifen auch diese beiden Leser - als Bewohner von Hövelhof wohlvertraut mit der Situation - ein:
Schade, schade! Nach guten Ansätzen in der Diskussion über die Realisierunq eines »Nationalpark Senne« greifen führende Politiker aus dem Bezirk Ostwestfalen-Lippe und dem Kreis Paderborn zu den alten, seit Jahrzehnten bekannten Argumenten aus der Klamottenkiste, die für mich wenig hilfreiche »Totschlagargumente« sind, zurück.
Warum wird mit der einseitigen Begründung vom absoluten Vorrang der militärischen Nutzung ein zartes Pflänzchen einer offenen Diskussion über alle Aspekte regionaler Entwicklungschancen einer Region, deren Kern der Truppenübungsplatz Senne sein könnte, abgewürgt? Das Bild von der Zukunft der Senne, das in den letzten Wochen durch Nachrichten und Meinungen in der heimischen Presse in den unterschiedlichsten Facetten erschienen ist, kann so keine klare Gestalt annehmen, sehr zum Leidwesen der eigentlich betroffenen Senneanrainer.
Wer hat denn in diesem Meinungsstreit - Truppenübungsplatz und/oder Nationalpark - die besseren Arqumente? Ist es etwa nur das Festhalten an einem rechtlichen Status, der auf einen verlorenen Krieg zurückgeht? Das Üben der Truppen für den Einsatz in den Krisengebieten dieser Welt mit dem Waffenarsenal von heute findet in Simulatoren und Einrichtungen statt, die mit einem Übungsgelände aus Kaiserszeiten keinerlei Ähnlichkeiten mehr haben.
Dass sich deshalb die Natur so erhaltenswürdig entwickeln konnte, ist doch unter anderem darauf zurückzuführen. Selbst die Erweiterung des Truppenübungsplatzes nach 1945 allein zu Lasten der Gemeinde Hövelhof, die einen ganzen Ortsteil mit Kirche und Schule aufgeben musste (nachzulesen bei Uwe Piesczek: »Truppenübungsplatz Senne«, Bonifatius Verlag, Seite 97 ff.), hätte unter den heutigen Verhältnissen wohl nicht mehr stattgefunden.
Dass bei der Diskussion über einen Nationalpark die Interessen der Anrainerstädte und -gemeinden und ihrer Kreise sehr verschieden sind, kann hier nur angedeutet werden. Die Stadt Paderborn und die Gemeinde Augustdorf betonen als Garnisonsorte die damit verbundene wirtschaftliche Belebung im Hinblick auf Angebot und Nachfrage von Gütern des täglichen Bedarfs. In Bad Lippspringe steht die Attraktivität als Kurort im Vordergrund. Hövelhof und Schloß Holte-Stukenbrock können sich eigentlich nur im Verbund mit den lippischen Anrainern positive Entwicklungen im Dienstleistungsbereich (Touristik) versprechen. Die Vermarktung von landwirtschaftlichen Produkten aus der Senne könnte aus der Region um den Nationalpark neue Impulse erhalten (nachzulesen bei Monika Rodehuth, Vorsitzende des Vereins »Senne Original«: Beitrag zur nachhaltigen Regionalentwicklung, verfasst für die Akademie für Umweltforschung und -bildung in Europa).
A1s Beitrag zu einer nachhaltigen Regionalentwicklung darf die Diskussion über einen »Nationalpark Senne« und seine Region nicht wieder in den feuchten Wiesen der Emsquellen versickern.
FERDINAND WESSELERBrandtstraße 41Hövelhof

Artikel vom 24.12.2004