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Guter Tag für die Gemeinde

Historischer Stiftsbrunnen von 1705 wieder hergestellt

Kirchlengern (BZ). Was lange währt, wird endlich gut, sagt ein altes Sprichwort. Stift Quernheim wurde nach rund 39 Jahren um eine Attraktion zur Verschönerung des Ortskerns bereichert.
Zwei niederschlagsfreie Tage am Anfang Oktober genügten, um die im Auftrag der politischen Altgemeinde Stift Quernheim im Zuge des Neubaues der Grundschule 1965/66 verfüllte und 1998 während der Umfeldgestaltung Stiftskirche von der Gemeinde geöffnete ehemalige Stiftsbrunnenanlage aus dem Jahre 1705 wieder herzustellen. »Das ist ein guter Tag für Stift Quernheim und für die Gemeinde Kirchlengern«, zeigte sich Bürgermeister Rüdiger Meier während der offiziellen Wiedereröffnung der Brunnenanlage im Beisein von Ortshistoriker Erich Scheiding, Pastor Joachim Waltemate, Oliver Weisheit vom Gemeindearchiv und Ewald Gerfen, Vorsitzender des Heimat- und Wandervereins Stift Quernheim, hoch erfreut.
Die etwa einen Meter über Niveau befindlichen neuen Brunnenringe, Durchmesser 130 Zentimeter, wurden mit Bruchsteinen ummauert und mit einer undurchsichtigen Plexiglasabdeckung gesichert. Der Innenraum ist ausleuchtbar. Auf einen überdachten Aufbau, Welle für einen Schöpfeimer, wurde aus optischen Gründen verzichtet. Die separate Anstrahlung des wieder ansehnlich gewordenen Rauchfangs erfolgt durch eine angemessene Außenbeleuchtung. Das Fachwerkgebäude wirkt besonders romantisch, wenn es abends angestrahlt wird.
Im Jahr 1705, also vor rund 300 Jahren, war die aus Bruchsteinen gebaute Brunnenanlage zu Ehren der Stiftsäbtissin Helena Margaretha von Baer (1646 bis 1680) auf historischem Grund und Boden in der früheren Stiftsimmunität des Damenstifts zu Quernheim geschaffen worden. Am oberen Brunnenaufbau des Zeitzeugnisses befand sich bis 1965 das Wappen der Familie von Baer aus Kalkriese, ein schreitender Bär mit Halsband. Die Wahl Helena M. von Baer zur Stiftsäbtissin wurde am 8. Juni 1648 durch die damalige Lan-desherrin Königin Christina von Schweden bestätigt.
Äbtissin von Baer hatte sich besondere Verdienste um das Schulwesen (Stiftsschule erbaut 1657), Neubau des doppelgeschossigen Kurienkranzes im Bereich der Kirche (um 1676) und der Neuordnung der Stiftsverwaltung erworben.
Das kunsthistorisch wertvolle Grabdenkmal für die Äbtissin v. Baer mit vier in Bronze gegossenen Wappentafeln und drei Inschriftgruppen befindet sich im nördlichen Kanzelbereich der Stiftskirche.

Artikel vom 23.12.2004